
Station 4: KI vs. Mensch
Autorin: Bianca Zidarescu, Studierende der Europa-Universität Flensburg
In der spannenden Stationsarbeit „KI vs. Mensch“ tritt die Künstliche Intelligenz (KI) in einem Battle gegen den Menschen an. Die Schüler:innen entdecken spielerisch, wo die Fähigkeiten und Grenzen der beiden Seiten liegen. Wer setzt sich am Ende durch?

Erklärvideo zur Station
Video: Unterrichtsaufzeichnung und Interview der Lehrkraft (CC-BY inklusiv.digital)
KI diklusiv in der Bildung fördern
Die Shell Jugendstudie 2024 zeigt, dass Schüler:innen einen klaren Optimismus in Bezug auf KI aufweisen. 90% der befragten Schüler:innen wünschen sich, dass das Thema KI Teil des Lehrplans wird. Zusätzlich beweist die Jugendstudie 2024 der Vodafone Stiftung, dass KI bei den befragten 14- bis 20-Jährigen noch gar nicht im Schulkontext thematisiert wurde. Trotzdem verwendet die Mehrheit (74%) schon KI-Anwendungen, wobei 71% der Befragten die Nutzung bisher nur aus Eigeninitiative starteten.
Zwar profitieren bereits viele von den neuen digitalen Möglichkeiten, jedoch können nicht alle Menschen folgen.

Es herrscht eine sogenannte Digitale Kluft, ein Digital Gap oder Digital Divide. Diese Begriffe beschreiben die Unterschiede bei dem Zugang und der Nutzung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien, so wie die KI. Im KI-Kontext ist auch die Rede von AI Gap oder KI-Kluft (vgl. Gabriel 2024: 4).
Grundlegend kann man die Digitale Kluft in Bezug auf KI in vier Differenzierungslinien unterscheiden:
- „Unterschiede im materiellen und physischen Zugang zu digitalen Technologien“
- „Unterschiede in der (Nutzungs-)Motivation von digitalen Technologien“
- „Unterschiede in der Nutzung und in den Erfahrungen im Umgang mit digitalen Technologien“
- „Unterschiede in den benötigten digitalen Kompetenzen“
(Eickelmann 2023 angelehnt an Deursen/ van Dijk 2015 und Drossel/ Eickelmann/ Vennemann 2019)
Obwohl die Herausforderung des Digital Gap herrscht, sollten Schulen die positive Einstellung der Schüler:innen gegenüber dem Thema KI effizient nutzen.

Da laut der Vodafone Jugendstudie 2024 bei ungefähr der Hälfte der befragten Schüler:innen großes Interesse, sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten von KI kennenzulernen, besteht, sollte die Schule über die Fähigkeiten und Grenzen von KI aufklären.
Für die Aufklärung in der Schule ist es wichtig den Digital Gap, sowie die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schüler:innen bei der Planung einzubauen. Auf diese Art und Weise wird Diklusion geschaffen: „Teilhabe aller Schüler:innen an Bildung in allen Schularten und an einer digitalen Gesellschaft“ (Schulz 2023: 260).
Durchführung
Die Schüler:innen werden durch einen Book Creator durch die Station geführt. Die Aufgaben können im Book Creator (Download) durchgelesen oder angehört werden. Die Stationsarbeit wird durch eine kleine Geschichte begleitet: Die KI und der Mensch stehen kurz vor einem Battle und die SuS sind bei ihrer Vorbereitung dabei.
Überblick
KI-vs.-Mensch-Ueberblick-Ziel – Diklusive Lernumgebung

Die Stationsarbeit verfolgt das Ziel, Schüler:innen für die Potenziale und Grenzen der Künstlichen Intelligenz im Vergleich zum Menschen zu sensibilisieren. Auf diese Art und Weise sollen sie einen bewussten Umgang mit KI entwickeln, um Fehleinschätzungen und Abhängigkeiten zu vermeiden. Gleichzeitig erlangen sie auch neue fachliche, methodische, soziale und digitale Kompetenzen, die ihnen helfen, selbstbestimmt und kritisch in der digitalen Welt agieren zu können.
Teilziele:
- Förderung eines bewussten Umgangs mit KI: Die Mehrheit der Schüler:innen begegnen KI täglich in ihrem Alltag: von Sprachassistenten, über soziale Medien bis hin zu Algorithmen. Die Stationsarbeit hilft ihnen zu erkennen, wo sie KI sinnvoll anwenden können und wo lieber nicht.
- Schließung des Digital Gap: Vor der Stationsarbeit haben nicht alle Jugendlichen den gleichen Zugang oder das gleiche Verständnis von KI. Mithilfe der Stationsarbeit erlangen die Schüler:innen ein Grundlagenwissen über die Funktionsweisen und Grenzen von KI. Durch die zusätzliche praxisnahe Anwendung können Ungleichheiten im Umgang mit KI reduziert werden.
- Befähigung zur kritischen Teilhabe: Durch den Vergleich der Fähigkeiten der KI mit dem Menschen lernen die Schüler:innen, die Rolle von KI im Alltag kritisch zu hinterfragen. Folglich vertrauen sie den Technologien nicht mehr blind und sind von der Nutzung nicht überfordert.
Methoden – Diklusive Lernumgebung
- Verspachlichung der Aufgabenstellungen: Die Aufgabenstellungen in dem Book Creator können entweder durchgelesen oder angehört werden.
- Viele Gruppenarbeitsphasen: Bei der Station wird viel in einer Gruppe gearbeitet – d.h. bei Unsicherheiten vor allem in Bezug auf das Verständnis und den Umgang mit digitalen Medien können sich die Schüler:innen untereinander helfen. Zudem müssen nicht alle Schüler:innen die Ergebnisse digital erledigen. Es reicht, wenn eine Person die Gruppenergebnisse auf den verschiedenen Plattformen einträgt.
- Kleinschrittige Ausarbeitung: Das (Er-)kennen von Potenzialen und Grenzen der KI ist relevant für die Schüler:innen. Durch verschiedene praktische Anwendungsaufgaben und vielfältige digitale Methoden wird den Schüler:innen ein bewusster Umgang mit KI vermittelt, auch wenn nicht so viel Vorwissen bestehen sollte.
Phasen der Stationsarbeit
1. Reflexion
In einer kurzen Reflexionsphase machen sich die Schüler:innen in ihrer Gruppe erste Gedanken über die Stärken und Schwächen der KI und des Menschen im Vergleich. Die Ergebnisse werden auf einer digitalen Tafel festgehalten.
Ziel: Aktivierung von Vorwissen über die Funktionsweisen und Grenzen von KI


2. Input
Durch ein kurzes, unterhaltendes Video kriegen die Schüler:innen einige Schwächen und Stärken der KI im Vergleich zum Menschen gezeigt.
Ziel: Wissensvermittlung über das Thema KI vs. Mensch, unabhängig vom Vorwissen
3. Anwendung – Interviews mit der KI und dem Menschen
In einer kreativen Anwendungsphase können die Schüler:innen ihre ersten Gedanken aus der Reflexionsphase und den Input aus dem Video einbringen. Die Gruppe teilt sich in zwei Gruppen: Gruppe 1 führt ein Interview mit der KI, Gruppe 2 mit dem Menschen kurz vor dem Battle. Thema des Interviews sind die Stärken und Schwächen der beiden Seiten. Das Interview soll auch mit der App SprachMemos aufgenommen werden und bei der Taskcards hochgeladen werden.
Ziel: Anwendung des erlernten Wissens über die Funktionsweisen und Grenzen von KI, Rolle von KI hinterfragen


Vielen Schüler:innen fällt es schwer, geeignete Fragen zu stellen. Aus diesem Grund kann man ihnen zusätzliche Hilfskarten mit Fragen geben.
KI-vs.-Mensch-Hilfskarten4. Spielerische Anwendung
Das große Battle steht an: Die Schüler:innen teilen sich in zwei Gruppen, in Team Mensch und Team KI. Das Team Mensch darf nur das eigene Wissen, Stifte und Papier zum Lösen der Aufgaben nutzen, das Team KI darf nur die SchulKI verwenden. Über einen QR-Code öffnen die Schüler:innen mit einem ihrer iPads ein digitales Glücksrad der Plattform WordWall mit verschiedenen Aufgaben für das Battle. Es wird am Glücksrad gedreht: Das Team, welches die Aufgabe schneller und besser erledigt, erhält einen Punkt.
Ziel: Praktische Erfahrungen mit der KI sammeln, Potenziale und Grenzen der KI erkennen und die Rolle von KI hinterfragen



5. Didaktische Reserve
Einige Gruppen lösen die Aufgaben des Battles sehr schnell. In diesem Fall haben sie in dem BookCreator noch ein weiteres digitales Glücksrad der Plattform WordWall mit neuen Aufgaben. Zudem haben die Schüler:innen die Möglichkeit, die Teams zu tauschen.
Materialien
Checkliste für die Materialien
KI-vs.-Mensch-Checkliste-Materialien-Materialien zum Herunterladen
Tipps für Lehrkräfte
Zeitmanangement: Ein Timer (30 min) auf einer digitalen Tafel kann den Schülern dabei helfen, einen Überblick über die Zeit zu behalten. Dafür eignet sich zum Beispiel DigiScreen (Anleitung).
Raumplanung: Diese Station benötigt einen eigenen Raum, da es bei der letzten Aufgabe durch die Wettkampfstimmung etwas lauter werden kann. Zudem ist es hilfreich, wenn sich eine Gruppe bei der Aufnahme der Interviews in einen anderen Raum (z.B. Flur) zurückziehen kann.
Hilfskarten: Bei den Interviews haben einige Schüler:innen Schwierigkeiten, passende Fragen und Antworten zu finden. Wenn die Schüler:innen nach einiger Zeit nicht weiterkommen, können ihnen die Hilfskarten mit Fragen angeboten werden, sodass nur noch Antworten formuliert werden müssen.
Zugang für die SchulKI: Für die letzte Aufgabe benötigt das Team KI einen Zugang für die SchulKI (Anleitung für Lehrende und Lernende). Die SchulKI ist eine KI-Plattform, die für Lehrende und Lernende datenschutzkonform nutzbar ist.
Zugang als QR-Code: Für die Förderung des selbstständigen Arbeitens ist es praktisch, den Zugang für die SchulKI als QR-Code in dem BookCreator einzufügen. Dafür ist die Book Creator App (Anleitung) notwendig. So wird der QR-Code in dem BookCreator eingefügt:
Book Creator, Rechte beim Book Creator
Literatur:
Drossel, Kerstin /Eickelmann, Birgit/ Vennemann, Mario (2019): „Digitalisierung und Bildungsgerechtigkeit – die schulische Perspektive“. DDS – Die Deutsche Schule, 111(4), S. 391–404.
Eickelmann, Birgit (2023): „KI in der Schule und Bildungsungerechtigkeit“. Über diesen Link aufrufbar.
Gabriel, Sonja (2024): „Vom Digital Dividende zum AI Gap: KI-Kompetenz als neuer Gradmesser für Bildungsgerechtigkeit“. Medienimpulse, 62 (4).
Schulz, Lea (2023): „Diklusion in der Lehrkräftebildung. Ein Praxisbericht“. In: Ferencik-Lehmkuhl et al. (Hrsg.): Inklusion digital! Chancen und Herausforderungen inklusiver Bildung im Kontext von Digitalisierung. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt, S.259-271.
van Deursen, Alexander / van Dijk, Jan (2015): „Toward a Multifaceted Model of Internet Access for Understanding Digital Divides: An Empirical Investigation“. The Information Society, 31(5), S. 379–391.
Redaktionelle Überarbeitung: Dr. Lea Schulz, Europa-Universität Flensburg
