Allgemein,  Diklusion,  Künstliche Intelligenz,  Universal Design for Learning

Station 5: Liebe oder Logik?

Autorin: Rahel M. Schneider, Studierende der Europa-Universität Flensburg

Eine Videoerklärung für einen ersten Eindruck zur Durchführung der hier vorgestellten Station ist in diesem Video zu finden:

Thema

Das Thema der Station ist der Einsatz von KI in Dating-Apps und dessen Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen. Ziel ist es, Schüler:innen für die Rolle von KI in ihrem Alltag zu sensibilisieren und kritisches Denken zu fördern. Die Schüler:innen sollen Kompetenzen im Umgang mit KI-basierten Technologien sowie ein Verständnis für ethische Fragen im Kontext von KI und Beziehungen entwickeln. Eine diklusive Lernumgebung in dieser Station bedeutet, dass digitale Medien und KI-Tools so eingesetzt werden, dass alle Schüler:innen unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen aktiv teilnehmen und lernen können. Um eine Lernumgebung für alle Kinder zu schaffen, in der sie selbstständig arbeiten können, wurde der Book-Creator zu Hilfe genommen. In diesem digitalen Buch wurde alles Schritt für Schritt aufgeführt, dass (möglichst) keine Fragen bei den Kindern aufkommen. Durch verschiedene Arten von Informationsvermittlung, wie auditiv, schriftlich oder visuell, konnten sich die Kinder ihren Weg aussuchen und wurden so nicht z.B. von einem Text, der ihnen Schwierigkeiten bereitet abgelenkt weiter zu arbeiten.

Lernen über KI

Ein Herz in einem Zahnrad

Dating-Apps und KI sind weit mehr als eine Partner:innvermittlung. Daher zeigt sich auch in der Bildung eine hohe Relevanz: Zunächst fördern sie die digitale Kompetenz, indem sie das Verständnis für KI-Algorithmen vertiefen und Einblicke in technologiegestützte Interaktionen geben. Darüber hinaus lehren sie die Schüler:innen, kritisch zu denken, damit sie von KI generierte Empfehlungen hinterfragen und die Grenzen solcher Systeme verstehen können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die ethische Reflexion, die durch Gespräche über die Auswirkungen der Technologie auf menschliche Beziehungen und die Sensibilisierung für Datenschutz und Sicherheit ausgelöst wird. Des Weiteren helfen KI-Dating-Apps den Schüler:innen bei der Entwicklung ihrer Medienkompetenz, indem sie ihnen beibringen, zwischen authentischen und KI-generierten Inhalten zu unterscheiden und proaktiv mit digitalen Technologien umzugehen. Indem sie Schüler:innen eine wertvolle Lernumgebung bieten, bereiten KI-Dating-Apps sie auf die Herausforderungen einer zunehmend digitalen Gesellschaft vor und vermitteln ihnen wichtige Fähigkeiten für die Zukunft.

Der Digital Gap bezieht sich auf die Diversität beim Zugang zu und der Nutzung von digitalen Technologien.1 Durch die Integration von KI-Bildung für alle Schüler:innen kann diese Bildungsungleichheit verringert werden, indem allen Lernenden die Möglichkeit gegeben wird, digitale Kompetenzen zu erwerben.3

Funktionsweise von Dating-Apps

Handys mit Dating-Apps Bildschirmen.

Analyse von Gesichtsmerkmalen: Einige Apps verwenden KI-Modelle, um die Gesichtszüge der Nutzer zu analysieren und potenzielle Partner vorzuschlagen, die sie wahrscheinlich attraktiv finden4.

Persönlichkeitsanalyse: Persönlichkeitsmerkmale werden aufgrund Profilinformationen und Nutzerverhalten Algorithmen erkannt4.

Verhaltensanalyse: KI-Systeme analysieren das Verhalten der Nutzer:innen in der App. Das Wischen der Profile nach rechts oder links gibt an, ob man sich ein Match vorstellen kann oder nicht. Dieses Wischverhalten wird analysiert, um Präferenzen zu erkennen und bessere Matches vorzuschlagen5.

Inhaltsfilterung: Unangemessene Nachrichten und Inhalte werden durch KI gefiltert, um die Sicherheit der Nutzer zu erhöhen5.

Profilverifizierung: KI-gestützte Gesichtserkennungstechnologie wird verwendet, um die Authentizität von Profilbildern zu überprüfen6.

Natürliche Sprachverarbeitung: KI-Systeme helfen bei der Analyse und Generierung von Konversationen, um Nutzern bei der Kommunikation zu unterstützen6.

Diklusion

Während meiner Station hab ich ausschließlich den Book-Creator als digitales Medium verwendet. Mit diesem wurden die Kinder durch die Stationsaufgaben geleitet. Diese wurden in unterschiedlichen Varianten (auditiv, schriftlich, visuell) angeboten, um eine möglichst große Zugänglichkeit zu schaffen. 2

Des Weiteren ist durch die verschiedenen Möglichkeiten ein individuelles Lernen der Kinder möglich, sodass jedes Kind sich den Weg aussuchen kann, womit er oder sie am besten zurecht kommt. Außerdem wird gegenseitige Hilfe der Kinder gefördert, wenn einmal nur Text auf der Folie zu sehen ist. Das laute Vorlesen kann so auch geschult werden. 2

Ein Book-Creator stellt ein hilfreiches Tutoringsystem dar, in dem die Kinder selber einen Weg finden müssen, um zum Ziel zu gelangen und in ihrem Selbst-Lernprozess gestärkt werden. 2

Die genaue Funktionsweise von KI-Tools in Datings-Apps wird in dieser Station mit analogem Material nachgestellt, um die einzelnen Schritte genauer zu verdeutlichen. Die Kinder können und sollen sich so nach jedem Schritt austauschen, was nun passiert ist und dies mit dem echte Leben vergleichen.

Aufbau der Station

Eine Schülerin füllt den Fragebogen für ein eigenes Dating-Profil aus.
CC by inklusiv.digital

Nachdem die Kinder einige grundlegende Informationen aus dem Book-Creator erhalten haben, bekomme sie die erste Aufgabenstellung. Diese besteht darin sich einen Fragebogen zu nehmen und diesen auszufüllen, um ein eigenes Dating-Profil zu erstellen.

Um dann den Prozess der KI nachzuvollziehen, suchen sich die Kinder eine Kategorie aus, die zu ihrem selbsterstellten Profil passt und ziehen daraus eine:n Partner:in. Wenn sie das verglichen haben wird eine zweite Karte gezogen und diese auch miteinander verglichen.

Beispiel Profile für Matches.
CC by inklusiv.digital

Anhand der gezogenen Karten, sehen die Kinder, dass manchmal nur eine Übereinstimmung (die gewählte Kategorie) gegeben ist, manchmal finden sie aber durch Zufall auch fünf Übereinstimmungen. Wie in einer Dating-App: stimmt eine Kleinigkeit überein, wird man einander vorgeschlagen, ob der Rest passt, ist Zufall und muss durch das Kennenlernen herausgefunden werden.

Ergebnisse einer Gruppe bei der Durchführung von Daten, die nicht in eine Dating-App eingetragen werden sollten.

Als letzte Aufgaben sollen die Schüler:innen das „Datenpuzzle“ legen. Dabei sollen sie sortieren, welche der Daten sie in eine Dating-App eingeben würden und welche nicht. Die leeren Schilder sind für eigene Ideen der Kinder.

Auf diesem Bild ist ein Beispiel einer Gruppe während der Durchführung zu sehen.

Eine eindeutige Lösung gibt es nicht, hier ist eine Musterlösung von Daten, die keinesfalls in eine solche App eingetragen werden sollten.

Material

Nachfolgend sind Downloads von verwendeten Lehrmaterialien als Anregung für die Gestaltung der Station zu finden. Einmal zum Bearbeiten und einmal als PDF.

Weitere Materialien:

(dünne) Folienstifte

Durchführung und Zeitplan

Bearbeitungszeit ca. 30 min

Book-Creator steht offen auf dem Tisch, Kinder schauen sich um, was noch auf dem Tisch liegt.ca. 2min
Kinder nehmen Book-Creator, fangen an zu lesen „Willkommensfolie“ mit Anweisung – Start.ca. 2min
Erste Informationsfolie wird gelesen oder gehört.ca. 1min
Zweite Folie wird angeschaut/gehört/gelesen. Die Fragebögen werden auf dem Stationstisch gesucht und ausgefüllt.ca. 5min
Umschläge werden ausgesucht und die zweite Aufgabe bearbeitet.ca. 4min
Austausch in Kleingruppe über vorgegeben Fragen.ca. 6min
Letzte Aufgabe „Datenpuzzle“ca. 8min
Säubern der Fragebögenca. 2min

Erklärung des Tools

Der Book-Creator, der in diesem kurzen Video erklärt wird, hat zum Vorteil, dass die Schüler:innen selbstständig arbeiten können. Dies ist möglich, da auch mit Audios gearbeitet werden kann und so auch Kinder, die mit der deutschen Sprache oder dem lesen allgemein Schwierigkeiten haben, keine Barrieren haben, die Aufgabenstellung zu verstehen oder Informationen zu bekommen.

Ivi-Education: ,,Book Creator (E-Books erstellen)“ (Rechte liegen bei YouTube)

Erfahrungen aus der Durchführung

Bei der Durchführung der Dating-Station muss auf einige Sachen geachtet werden:

  1. Altersangemessenheit: Die Inhalte müssen dem Alter und Entwicklungsstand der Schüler:innen angepasst sein.
  2. Datenschutz und Privatsphäre: Es ist wichtig zu sensibilisieren für den Umgang mit persönlichen Daten in Dating-Apps und KI-Systemen.
  3. Ethische Aspekte: Die Kinder sollten sich auch über die moralischen Fragen beim Einsatz von KI im Dating-Kontext austauschen, um so noch sensibler auf den Gebrauch im realen Leben zu schauen.
  4. Kritisches Denken fördern: Schüler:innen sollten ermutigt werden, die allgemeinen Vor- und Nachteile von KI-gestützten Dating-Apps zu hinterfragen.
  5. Inklusive Gestaltung: Berücksichtigung der Heterogenität im Klassenraum durch vielfältige Lernmaterialien und -methoden. Wenn es in der Klasse nicht von alleine läuft, sind Hinweise auf gegenseitige Hilfe sehr wichtig, da die Dating-Profile und weitere Arbeitsmaterialien nur in Schriftform verfügbar sind.
  6. Gruppengröße: Die Gruppen sollten außerdem klein gehalten werden (3 bis 4), da es sonst bei den Diskussionen und der gegenseitigen Hilfe unübersichtlich werden kann.
  7. Die Schüler:innen müssen darauf hingewiesen, dass Dating-Apps erst ab dem Erwachsenenalter zu benutzen sind.
  • Arbeite bei den Reflexionsfragen mit Bildern von Emotionen, dies hilft den Kindern oft auf die Sprünge und es entstehen schöne Gespräche und Diskussionen.
  • Passe die Anzahl an Kategorien und Dating-Profile an die Anzahl der Schüler/innen an -> der gewünschte Effekt, dass die Kinder trotz unterschiedlicher Kategorien dieselben Profile ziehen, geht sonst verloren.
  • Laminiere das Material, um es wieder verwenden zu können.
  • Lege dünne Folienstifte zur Verfügung, für die vereinfachte Nutzung der Fragebögen. Gehe nicht davon aus, dass die Kinder einen Folienstift in ihrer Federmappe haben.

Literatur

1 Schule und KI – Ein praxisorientierter Leitfaden – Schmid, Dr. Ulrich et.al.: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/Leitfaden-Schule-und-KI.pdf (letzter Zugriff: 17.01.2025)

2 Künstliche Intelligenz in der Schule – Deutsche Telekom Stiftung: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/Leitfaden-kompakt-KI-Schule.pdf (letzter Zugriff: 16.01.2025)

3 Neue Lerneinheiten zum Thema KI bei fit for news – Karpilowski, Alexander; Schmidt,
Matthias: https://www.medien-kompetenz-netzwerk.de/netzwerkstelle/aktuelles/neue-einheiten-zum-thema-ki-bei-fit-for-news/.  (letzter Zugriff: 17.01.2025)

4 5 innovative Wege, wie Dating-Apps KI nutzen – Greggory Elias: https://skimai.com/de/5-innovative-wege-wie-dating-apps-ki-nutzen (letzter Zugriff: 28.01.2025)

5 Dating mit ChatGPT: So nutzen Sie künstliche Intelligenz beim flirten – Leonard Maleika: https://praxistipps.chip.de/dating-mit-chatgpt-so-nutzen-sie-kuenstliche-intelligenz-beim-flirten_160558 (letzter Zugriff: 28.01.2025)

6 KI für Partnersuche Apps, lohnt sich das? Alles, was du im Jahr 2025 wissen musst – Ben Bailey: https://roast.dating/de/blog/ai-fur-dating-apps (letzter Zugriff: 28.01.2025)

Redaktionelle Überarbeitung: Dr. Lea Schulz

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert