Allgemein,  Geschlechterrollen

Diklusion- Sensibilisierung für Vorurteile und Geschlechterstereotypen

Autor:innen: Caia Korwin, Marvin, Merle Obermöller (Studierende der Europa-Universität Flensburg)

Einleitung

Das Thema unseres Beitrags konzentriert sich auf die Förderung kreativer Medienproduktion zur Betonung von Genderidentitäten und Geschlechtergerechtigkeit. Unsere Ziele umfassen die Stärkung der Schüler:innen in ihren Fähigkeiten zur kritischen Reflexion, Kommunikation und Medienproduktion. Durch das Projekt erlangten die Schüler:innen Kompetenzen in der Selbstausdrucksfähigkeit, der Erstellung digitaler Medieninhalte und der Sensibilisierung für geschlechterbezogene Themen. Die Individualisierung wurde betont, indem wir Schüler:innen ermutigten, ihre persönlichen Perspektiven einzubringen, und wir adressierten die Schaffung einer digital-inklusiven Lernumgebung durch die Berücksichtigung verschiedener Lernstile, Barrierefreiheit und interaktiver Online-Plattformen.

Genderidentität

Die Sensibilität im Umgang mit Genderidentität ist von großer Bedeutung, da es sich um ein persönliches und oft sensibles Thema handelt. Beim Umgang mit Genderidentität ist es wichtig, Respekt, Offenheit und Empathie zu zeigen. Daher sollte man die von den einzelnen Personen bevorzugten Pronomen und Begriffe respektieren und ihre Selbstidentifikation und vermeiden Sie Annahmen über Geschlechter. Ein Verständnis der Vielfalt von Geschlechteridentitäten und -ausdrücken sowie der sozialen, kulturellen und historischen Kontexte ist essenziell. Offenheit für Dialog und Bildung, um Vorurteile und Stereotypen abzubauen, ist ebenfalls wichtig, um eine inklusive Umgebung zu schaffen.

Diklusion

Im Rahmen unseres Projekts zur kreativen Medienproduktion für Genderidentitäten und Geschlechtergerechtigkeit haben wir uns intensiv mit der digitalen Inklusion und der Verringerung von Barrieren auseinandergesetzt. Konkret haben wir Quellen wie die „Web Content Accessibility Guidelines“ (WCAG) genutzt, um sicherzustellen, dass die von uns erstellten digitalen Medieninhalte barrierefrei sind. Wir haben interaktive Elemente in unsere Online-Plattform integriert, um verschiedene Lernstile anzusprechen und ein inklusives Lernumfeld zu schaffen, das auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schüler:innen eingeht. 

Ablaufskizze

Ablaufskizze der Unterrichtsstunde. (Erstellt mit Canva, Rechte bei Canva).

Eine detaillierte Stundenplanung  finden Sie hier.

Materialien

Materialien für die Unterrichtsstunde. (Erstellt mit Canva, Rechte bei Canva).

Durchführung

Ablauf

Wichtig vorweg zu sagen ist, dass die Schüler:innen während der Erarbeitung aktiv einzubeziehen sind, offene Diskussionen zu fördern und eine unterstützende und respektvolle Umgebung zu schaffen, in der alle ihre Gedanken teilen können. Pausen zwischen den Phasen bieten den Schüler:innen Zeit zum Entspannen und Reflektieren. Der Projekttag beginnt mit der Vorbereitung des Klassenraumes mit den Materialien für die Schüler:innen, überprüft alle Tools, ob diese funktionieren.

Einstieg

In der ersten Phase findet die Begrüßung und die Einführung statt, die Schüler:innen werden herzlich begrüßt und der Ablauf des Projekttages wird erklärt, sowie das Thema vorgestellt namens  „Sensibilisierung für Vorurteile und Geschlechterstereotypen“. Am Anfang sollten die Ziele des Projekttages kurz erläutert werden, diese wären „Schüler:innen für geschlechtsbezogene Vorurteile zu sensibilisieren, ihnen die Möglichkeit zu geben, persönliche Erfahrungen zu teilen und reflektieren sowie ihnen Werkzeuge und Erkenntnisse zu vermitteln, um Vorurteile zu hinterfragen und zu überwinden“. Die Betonung der Wichtigkeit von Offenheit, Respekt und aktivem Engagement während des Tages werden erläutert und es beginnt mit der Vorstellungsrunde. Jede:r Schüler:in stellt sich vor und nennt dabei ein Hobby, was er mag, was „typisch Mädchen/ Jungen“ ist. Nach der Vorstellungsrunde werden Namensschilder mit Hilfe vom Kreppband gebastelt und beschriftet. 

Erarbeitung des Themas

In dieser Phase geht es darum, den Schüler:innen ein besseres Verständnis für die in ihnen verankerten Geschlechterstereotypen zu vermitteln und sie dazu zu bringen, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die Phase beginnt mit einer Einführung, in der den Schüler:innen der Zweck dieser Erarbeitung erläutert wird. Die Schüler:innen nehmen ihre iPads zur Hand und beteiligen sich an einem Kahoot-Quiz, das speziell auf das Thema abgestimmt ist. Die Fragen zielen darauf ab, die Schüler:innen zum Nachdenken über ihre eigenen Vorstellungen von Geschlechterstereotypen anzuregen. Anschließend erhalten die Schüler:innen über die App Book Creator Materialien, die die Schüler:innen verwenden sollen, um tiefer in das Thema einzusteigen. Um sicherzustellen, dass alle Schüler:innen die App Book Creator nutzen können, wird von einer Lehrkraft eine kurze Anleitung zu dieser App gegeben und Fragen werden beantwortet. Die Materialien im Book Creator bestehen aus verschiedenen Aufgaben, Tipps oder Erklärvideos. Die Aufgaben im Book Creator werden nach und nach erarbeitet.

Aufgaben: 

  • Songtext Bibi und Tina „Mädchen gegen Jungs“; dort ging es darum sich den Songtext anzuhören und zu überlegen, über welche Vorteile gesungen wird, diese Vorteile werden gesammelt über TeamMapper und im Plenum besprochen. 
  •  Wer bin ich? Hierbei ging es darum, sich mit sich selbst zu beschäftigen und zu überlegen, was einen selbst ausmacht und diese Infos in eine Kopfform einzutragen. Ziel dieser Aufgabe ist am Ende zu schauen, ob man aufgrund der Hobbys oder Eigenschaften jemandem ein Geschlecht zuordnen kann. Material
  • Erfindungen; die Schüler:innen werden zu einem digitalen Arbeitsblatt weitergeleitet, wo es darum geht, ob die Erfindung durch eine Frau oder einen Mann erfunden worden ist. Die Ergebnisse und Meinungen dazu wurden im Plenum gesammelt und besprochen. 
  • Berufe; dort ging es um typische Frauen und Männerberufe. Die Schüler:innen sollen die Berufe in männlich oder weiblich einordnen. Nach der Einordnung der Berufe  wurde besprochen, welche Eigenschaften wichtig sind für die jeweiligen Berufe und ob man pauschal sagen kann, der Beruf ist weiblich oder männlich. Material
  • Video schneiden mit der App Puppet Pals zu dem Thema Vorurteile gegenüber Männern und Frauen, im Book Creator ist ein Ablaufplan hinterlegt sowie Hilfestellungen zu der App Puppet Pals, Erklärvideos, Kostenlose Bilder und wichtige Hinweise zum Video schneiden. Material

Ideensammlung

In dieser Phase werden die Schüler:innen in kleinen Gruppen Filmideen entwickeln, die sich mit der Frage beschäftigen, was als typisch männlich oder weiblich angesehen wird und ob bestimmte Fähigkeiten nur einem Geschlecht zugeordnet werden kann. Die Schüler:innen werden in Gruppen aufgeteilt, dies kann durch einfaches Abzählen erfolgen. Jede Gruppe besteht aus drei bis vier Schüler:innen. Die Schüler:innen erhalten eine Einführung in die App Puppet Pals, die sie verwenden werden, um ihre Filmideen umzusetzen. Den Schüler:innen werden die grundlegenden Funktionen und wie sie Charaktere erstellen und animieren können, gezeigt. Sie beginnen mit dem Brainstorming innerhalb ihrer Gruppen. Sie diskutieren die Filmideen und wie sie diese auf humorvolle, nachdenkliche oder kreative Weise umsetzen können. Die Ideen werden schriftlich festgehalten, möglicherweise mithilfe von Textdokumenten oder Mind Map Apps. Dies ermöglicht es, Ideen zu strukturieren und später auf sie zurückzugreifen. Nachdem die Ideen festgehalten wurden, werden Storyboards entwickelt, sie sollen skizzieren, wie ihre Filme ablaufen sollen, inklusive der Charaktere, Handlungen und Botschaften.

Die Gruppen erhalten Unterstützung durch ein bis zwei Personen, die ihnen bei der Ideenfindung helfen und gegebenenfalls Input geben können. Wichtig bei dieser Phase ist , dass die Schüler:innen den Ablaufplan im Auge behalten, um ausreichend Zeit für die Ideenfindung und die Entwicklung des Filmes zu haben.

Planung des Produkts

In dieser Phase werden die Schüler:innen ein Filmkonzept erstellen.
Nach einem Brainstorming sollen sich die Schüler:innen auf eine Filmidee einigen. Sie entscheiden, was in der Geschichte passieren wird und welche Charaktere oder Objekte benötigt werden und entwickeln ein Drehbuch. Eine Lehrkraft unterstützt die Schüler:innen bei der Erstellung und steht für Fragen und Unklarheiten zur Verfügung.
Umfassende Anweisungen zur Verwendung der Puppet Pals App und zum Erstellen von Animationen finden Schüler:innen in den Anleitungen sowie Erklärvideos im Book Creator.  

Umsetzung des Produkts

In dieser Phase setzen die Schüler:innen ihre Filmideen mithilfe der App Puppet Pals um und erstellen Werbefilme, die sich mit Vorurteilen gegenüber Mädchen und Jungs auseinandersetzen. Die Schüler:innen erinnern sich an ihre zuvor entwickelten Storyboards und besprechen in ihren Gruppen, wie sie die Szenen mithilfe von Puppet Pals animieren möchten. Die Schüler:innen nutzen die App Puppet Pals, um Charaktere zu animieren, Dialoge zu erstellen, Szenen zu gestalten und verwenden Requisiten oder Materialien, die sie zuvor vorbereitet haben, um ihre Szenen realistischer zu gestalten. Wichtig während der Erarbeitung des Filmes ist, den Zeitplan im Auge zu behalten, um sicherzustellen, dass genügend Zeit für die Umsetzung und eventuelle Anpassungen bleibt.

Reflexion

In den Kleingruppen sollen die Schüler:innen mit Hilfe eines Feedbackbogens den Projekttag reflektieren und danach in den Klassenraum zurückkehren. Im Klassenraum wird nochmal über den Feedbackbogen gesprochen und die Erkenntnisse über den Projekttag werden gesammelt und zusammengeführt. 

Ist noch Zeit übrig, kann ein Reflexionsfilm erstellt werden, in diesem Film sollen die Erkenntnisse über den Projekttag gesammelt und dargestellt werden. 

Tools

Für die Durchführung der Stunde nutzen wir die  Book Creator App. Dies ist eine App, welche sich darauf spezialisiert hat, Tools bereitzustellen, um mit Hilfe dieser ein Buch zu erstellen. So haben wir mittels der Bookcreator App einen Leitfaden erstellt, der die Schüler:innen durch die Stunde geführt hat und mit Aufgaben versorgt hat. Das Erstellen des Leitfadens war unkompliziert, dank der internen Tools der App. Weiter eignete sich der Leitfaden gut zur Visualisierung und die App war den Schüler:innen bereits bekannt.

Ein weiteres Tool war die Puppet Pals App. Diese liefert Tools, mit welchen man anhand von eigenen Bildern oder den integrierten Puppen kurze Videos erstellen kann. Die App bietet die Funktion Sprachausgabe direkt einzusprechen und dabei zugleich auch die Puppen zu bewegen. Für die Nutzung muss den Schüler:innen zuerst ein Tutorial-Video gezeigt werden und ebenfalls gab es eine Schritt für Schritt Anleitung, aber danach ist die Benutzung der App relativ einsteigerfreundlich. 

Erfahrung aus der Durchführung/ Hinweise

Bei der Durchführung stießen wir auf einige Komplikationen. Zu Beginn des Projektes hätte man die Schüler:innen etwas gezielter darauf hinleiten können, dass sie im Verlauf des Projekts einen eigenen Film erstellen sollen. Man hätte also weniger Zeit darauf auf unsere gedachten Einführungsaufgaben verwenden können und mehr Zeit darauf den Umgang mit den Tools zu festigen. Berücksichtigt man dies kann man bei den Schüler:innen das Gefühl einer zusammenhängenden Einheit erzielen. Außerdem hätte die Ideenfindungsphase der Schüler:innen enger von den Lehrkräften begleitet und gesteuert werden sollen, da einige Schüler:innen Probleme dabei hatten, eigene Ideen zu finden. Weiter hätte man den Rahmen für die Bildersuche stärker einschränken sollen oder einen Pool aus vorbereiteten Bildern vorgeben sollen, da die Bildersuche bei vielen Schüler:innen einen Großteil der Zeit in Anspruch nahm.  

Für die Durchführung ist es auch wichtig seine Lerngruppe zu kennen, damit es zu keinen Komplikationen in der Gruppeneinteilung kommt, die die Arbeit verhindern. Gegebenenfalls die Schüler:innen größtenteils selbstständig Gruppen bilden, insofern die Lerngruppe dies hergibt. Bezüglich der Anleitung hätte man diese entweder länger oder detaillierter gestalten sollen, da es an manchen Stellen zu Verwirrung bei den Schüler:innen kam. Im Zuge dessen ist es auch wichtig, da wir keine Informationen bezüglich des Sprachniveaus der Schüler:innen hatten, für den Fall vorbereitet zu sein und im Vorfeld Wörter und Begriffe, die sich als schwierig erweisen können, so aufbereitet zu haben, dass diese erklärt werden können. Dies kann unter anderem mittels Wortkarten oder einer (digitalen) Wörterliste geschehen. Ebenso hätte man die Aufgabenverteilung besser gestalten können. So waren z.B. zu viele Aufgaben vor den Videos, weshalb einige Schüler:innen zeitliche Probleme und Stress beim Erstellen der Videos hatten. Generell war der Zeitplan der Stunde zu eng für die Durchführung.

Vor der Durchführung sollte man also darauf achten, dass man sich mehr Zeit nimmt oder weiter reduziert. In allen Fällen sollte man aber darauf achten, dass man genügend Zeit für die Schüler:innen einplant, um diese individuell unterstützen zu können. Seine Lerngruppe zu kennen und einschätzen zu können, ist ein essenzieller Bestandteil dieser Einheit.

weitere Literatur

Zur weiteren Vertiefung empfehlen wir den Text „Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht“ von Miriam Vock und Anna Gronostaj. Dieser arbeitet die Dimensionen der Heterogenität sehr gut auf und bringt diese in einen schulischen Kontext und bietet somit einen Leitfaden, worauf man als Lehrkraft achten muss. (Link: https://library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/13277.pdf)

Ebenso bietet der Text „Geschlechterrollen in Bilderbüchern“ (Anonym, 2021, Geschlechterrollen in Bilderbüchern. Auswahlkriterien für einen diversitätsorientierten Deutschunterricht in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1162588) einen guten Überblick über das Thema Heterogenität mit einem Fokus auf den Aspekt des Geschlechts und Geschlechterrollen im Kontext Schule.

Auch empfehlenswert sind die Unterrichtsmaterialien von Svenja Garbade vom Leibniz-Institut für Bildungsmedien zum Thema Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung, da diese als Anregung für die Gestaltung einer eigenen Unterrichtseinheit fungieren können und dieses Material über viele Wörterlisten, Erklärung und weiterer Literatur verfügt, auf welche man sich stützen kann.

Material

Das benutzte Material findet ihr hier

Redaktionelle Überarbeitung durch Dr. Lea Schulz

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