Allgemein,  Individualisierte Internetrecherche

Klasse 1/2 (I)

Diklusion – Internetrecherche

Autor:innen: Studierende der Europa-Universität Flensburg

Thema und Ziele

Die Internetnutzung ist im Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Lehrkräfte erkennen den Mehrwert digitaler Medien im Unterricht und bauen deren Nutzung aus (Eickelmann & Lorenz 2011, S. 49). Früher oder später muss jede:r Schüler:in im Internet zu einem bestimmten Thema oder einer gewissen Fragestellung recherchieren. Wir Studierende haben uns deshalb zur Aufgabe gemacht den jüngsten Schüler:innen die individuelle Internetrecherche näherzubringen. Dabei fangen wir mit den Basiskompetenzen an:

  • Zugang zum Internet (‚Wie komme ich ins Internet?‘)
  • der richtige Suchbegriff (‚Was muss ich wo eingeben?‘)
  • Möglichkeiten der Eingabe (‚Was mache ich, wenn ich noch nicht schreiben kann?‘)
  • Texte verstehen/Vorlesefunktion (‚Was mache ich, wenn ich noch nicht lesen kann?‘)
  • copy & paste
  • Screenshots/Bildschirmfotos erstellen
  • eigene Meinung bilden (‚Welche Internetseite sagt mir am ehesten zu oder hilft mir bei meiner Recherche am besten?‘)
  • Suchergebnisse sammeln, einfügen und vorstellen mithilfe des Book Creators
  • Arbeit, um den Umgang mit dem iPad zu erlernen

Grundsätzlich können vier Teilkompetenzen unterschieden werden:
1. Die technische Kompetenz
Darunter wird primär die Kompetenz verstanden, Geräte technisch bedienen zu können und Programme zu nutzen.

2. Die Nutzungskompetenz
Das Ziel dieser Kompetenz ist es, digitale Medien sinnvoll auszuwählen und zu ordnen, sowie diese Medien zu verwalten und individuell zu gestalten. Diese Kompetenz ermöglicht es, digitale Räume für sich zu nutzen und zu erschließen (z. B. Filme auf YouTube hochladen und teilen).

3. Die Rezeptions­- und Reflexionskompetenz
Hier geht es um einen kritischen Umgang mit der digitalen Realität im Sinne von Quellenkritik und Bewusstsein, welche Handlungen legal oder illegal sind, welche Spuren man im Internet hinterlässt etc. Es geht also darum, ein Bewusstsein über die Möglichkeiten, aber auch über die Gefahren, Grenzen und Konsequenzen der Mediennutzung zu erlangen.

4. Die soziale Kompetenz
Darunter wird verstanden, dass man über einen sozial kompetenten, situationsangemessenen Umgang mit digitalen Medien verfügt. Dazu gehören sowohl ein respektvoller Umgang mit Privatsphären als auch ein zeitlich und inhaltlich angemessener Konsum von Medien. Da wir unser Projekt in einer ersten Klasse durchführten, haben wir uns vorwiegend auf die technische Kompetenz sowie die Nutzungskompetenz beschränkt. Besonders wichtig war uns der individuelle Zugang der Kinder zum Internet. Durch die verschiedenen Methoden und Möglichkeiten der Internetrecherche können sich die Schüler:innen ihr eigenes Repertoire an Kompetenzen zusammenstellen und dieses für zukünftige Aufgaben anwenden und erweitern.

Diklusion

In einer inklusiven Klasse gibt es verschiedene Kompetenzbereiche und Anforderungsniveaus. Einige Schüler:innen werden vertrauter mit der Internetnutzung sein und andere weniger, einige Kinder werden bereits ein paar wenige Wörter lesen können, andere noch nicht. Durch die verschiedenen Möglichkeiten des Internets und Optionen des iPads hat jede:r Schüler:in die Möglichkeit, sich Themen zu erschließen – sei es mithilfe der Vorlesefunktion oder mithilfe eines informativen YouTube-Videos. Jedes Kind kann in seinem individuellen Tempo die Funktionen testen und die Möglichkeiten in seinem Kompetenzbereich ausschöpfen. Zudem wurden verschiedene Tippkarten erstellt, die auf den Gruppentischen ausgelegt werden sollen, die den Kindern als Orientierung dienen können. Die persönliche Hilfestellung sollte ebenfalls zu jedem Zeitpunkt gegeben sein. Die Ergebnisse der Klasse werden voraussichtlich ganz unterschiedlich sein, genauso wie die Schüler:innen es sind. Einige Kinder werden alle Funktionen anwenden können und ihre Ergebnisse in den Bookcreator einfügen und vorstellen und andere Kinder werden Freude an dem Erstellen von Bildschirmfotos haben oder dem Googlen nach süßen Tierfotos. Jede Suche, jedes Bildschirmfoto ist ein Schritt in Richtung digitaler Teilhabe.

Aufbau des Projekttages / Durchführung

4 Schulstunden á 45 Minuten

Unterrichtsentwurf
  • Wissensabfrage: Vorstellung der individuellen Vorerfahrungen über digitalen Medien (Selbsteinschätzung durch positionieren im Raum) zu folgenden drei Fragen:
    • Wie oft nutze ich das Internet?
    • Schätze ich mich als Anfänger:in, Amateur:in oder Experte:in in Sachen Internetnutzung ein?
    • Wofür nutze ich das Internet/digitale Medien grundsätzlich? (Antwortmöglichkeiten: Spiele/Unterhaltung, Kommunikation, Recherche)
  • Einführung: Grundlagen vor der Stationsarbeit (Sitzkreis)
    • Vorlesefunktion
    • Diktierfunktion
    • Foto-Funktion
    • Copy/Paste-Funktion
    • Eingabe des Suchbegriffes
  • Vorbereitung: Gruppen werden (von der Klassenlehrkraft) gebildet und Tiere für die Stationsarbeit verteilt
  • Arbeitsphase: Stations- und Recherchearbeit für Tier-Steckbriefe in 2er- und 3er-Gruppen (an Gruppentischen)
  • Vertiefung: Vorstellung der Steckbriefe im Sitzkreis
  • Feedback & Besprechung der individuelle Lernfortschritte mithilfe eines Feedbackbogens (im Plenum: jede:r Schüler:in an seinem Sitzplatz)

Feedback einholen mit der Zielscheiben-Methode:

  • Welche Funktion würde ich am ehesten wieder anwenden? 
  • Was hat mir am besten gefallen? 

Bei Bedarf zwischendurch: Auflockerungs- und Bewegungsspiele

Stationsarbeit


1. Station: Plattformen miteinander vergleichen, denselben Begriff eingeben, welche Seite sagt mir mehr zu?
2. Station: Herantasten von Grob zu Fein, Suchergebnisse filtern, Frage entwickeln
3. Station: Vier Webseiten vorgeben und eine aussuchen, die die gestellte Frage am besten beantwortet (auf Bilder und Überschriften achten)
4. Station: Verschiedene Fragen werden mithilfe der neu erlernten Tools von den Schüler:innen beantwortet

Schüler:innen präsentieren ihre ersten Ergebnisse in Station 1.
Schüler:innen präsentieren ihre ersten Ergebnisse an Station 1

Material

  • iPads
  • Tippkarten (ausgedruckt)
  • Kopfhörer
  • Feedbackbögen – Wichtig für mich (digital am Beamer oder ausgedruckt)
  • Bild vom Wasserreh (ein Exemplar ausgedruckt)

Die Materialien stehen am Ende des Beitrags zum Download zur Verfügung.

Feedbackbogen – Wichtig für mich

Vorbereitung

  • Book Creator-Buch mit den Stationserklärungen geöffnet auf den iPads
  • Steckbrief geöffnet auf den iPads (pro Gruppe ein anderes Tier)
  • Diktier- und Vorlesefunktion in der Systemeinstellung anschalten
  • Beamer begleitend für die Einführung vorbereiten
  • Hilfekarten ausdrucken und an den Gruppentischen verteilen
  • als Orientierungshilfe für die jeweiligen Gruppen: iPads mit Klebeband nummerieren
  • Gruppentische vorbereiten (für die Maßnahme ist viel Platz von Vorteil, weil die Kinder sich austauschen müssen und es sehr schnell sehr laut werden kann)

Hilfestellung zu den Tools

Für die Schüler:innen gab es anfangs eine kurze Einführung der verschiedenen Funktionen im Sitzkreis. Zu den vorgestellten Tools gehörten: Copy/Paste-Funktion, Diktierfunktion, Foto-Funktion/Fotosuche, Scrollen/Runterwischen und die Vorlesefunktion.

Schüler:innen nutzen selbstständig die Tippkarten als Hilfsmittel

Erfahrungen aus der Praxis

1. Testen, ob die technischen Mittel funktionieren (Vorbereitung ist das A und O).

2. Je kleiner die Gruppengröße desto besser, eine 3er Gruppe empfanden wir Studierende bereits als zu groß, um die Aufmerksamkeit aller Kinder beizubehalten – ‚Mir ist langweilig!

3. Die Arbeitsphasen bei einer ersten Klasse so lang wie nötig und so kurz wie möglich halten – ‚Ich hab Hunger! Wann ist endlich Pause?

4. Bewegungsspiele und Pausen einbauen – ‚Ich bin müde

5. Wir Studierende waren überrascht wie wenig Vorwissen, beziehungsweise Berührungspunkte die Kinder der 1. Klasse mit iPads und dem Internet haben – also gilt: bei 0 anfangen und die Heterogenität der Klasse beachten.
—> Einige Kinder empfanden die Aufgabenstellung als zu komplex und/oder zeigten kein Interesse, diese zu bearbeiten. Diese Kinder ließen wir mit den iPads einfache Techniken ausführen wie das Googeln nach bestimmten Tieren, das Anschauen von Tiervideos oder dem Erstellen von Screenshots.
—> Rückblickend sind wir insbesondere aus diesem Grund zum Entschluss gekommen, dass die Maßnahme für eine zweite Klasse geeigneter wäre, die Basisfunktionen jedoch in einer ersten Klasse angebahnt werden sollten.

6. Anforderungen anpassen! Nicht alle Erstklässler:innen konnten bereits etwas mit dem Vergleich von Suchmaschinen anfangen. Hier sollte der Fokus eher auf den Funktionen und Techniken der Internetrecherche und den iPads liegen.

7. Spontan sein! Einige Funktionen werden vielleicht nicht auf Anhieb funktionierten und einige Kinder benötigen einfachere Aufgaben. Bei uns funktionierte zum Beispiel die Website Blindekuh nicht, weshalb wir diese Aufgabe einfach wegließen. Bezüglich der Kinder siehe Punkt 5.

8. Je mehr Lehrkräfte/Studierende desto besser! Für eine optimale Betreuung der Gruppen/Kinder benötigt es im besten Fall eine Lehrkraft für jede 2er/3er Gruppe, da viele Fragen erst mit der Zeit aufkamen und die Kinder zwischendurch mehrere Male Hilfe benötigten. Eine andere Option ist, dass nicht alle Schüler:innen die Stationsarbeit gleichzeitig durchführen.

9. Möglichst wenige und einfache Worte benutzen und kurze Sätze bilden. Einige Anleitungen für die Aufgaben waren zu lang, sodass die Kinder die Konzentration verloren und dann gar nicht wussten, was sie machen sollten.

10. Kurze Arbeitsabschnitte, nicht zu lange auf etwas beharren -,Geht das noch lange?‘

11. Interaktive Unterrichtsgestaltung! Bei zu langem Sitzen und Zuhören verliert man die Aufmerksamkeit der Kinder.

Downloads

Literatur

C. Reber, M. Luginbühl (2016). Inklusion ohne digitale Medien ist nicht mehr denkbar. Verfügbar unter: http://www.sozia-media.ch/uploads/soziamedia/publikationen/Reber_Luginbuehl_160413.pdf [abgerufen am: 08.02.23]

B. Eickelmann, R. Lorenz (2011). Grundschulen in der digitalen Gesellschaft, Befunde aus den Schulleistungsstudien. IGLU und TIMSS 2011. Verfügbar unter: https://www.google.de/books/edition/Grundschule_in_der_digitalen_Gesellschaf/FQX4AgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&printsec=frontcover [abgerufen am: 08.02.23]

Redaktionelle Überarbeitung durch Dr. Lea Schulz

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