Allgemein,  Filmsynchronisation

Filmsynchronisation in einer vierten Klasse

vom Seminar „Diklusion in der Grundschule“ im Frühjahrssemester 2023, geschrieben von den Studierenden Calvin, André und Lanea

Einführung

Willkommen zu diesem Synchronisationsprojekt, das auch Sie schon bald erfolgreich mit Ihren Schülerinnen und Schülern umsetzen können. Ziel dieses Projektes, ist es eine inklusive Lernumgebung zu schaffen, in der Schülerinnen und Schüler in einer Vierer-Gruppe selbstständig eine Filmszene synchronisieren. Nach dem Projekt haben die Kinder das Gefühl selbstständig ein kreatives Projekt umgesetzt zu haben, das sie stolz ihren Klassenkameraden und Eltern präsentieren können. Das Projekt ist auf vier Zeitstunden ausgelegt (inklusive kleineren Pausen) und sollte am besten an einem Projekttag umgesetzt werden. Je nach Klassengröße sollte ausreichend Platz eingeplant werden, insbesondere während der Synchronisationsphase brauchen die Vierer-Gruppen ausreichend Ruhe, da ansonsten die Aufnahmen durch zu laute Hintergrundgeräusche getrübt werden. Wir hatten das Privileg einen Studenten/Lehrkraft pro Gruppe zu haben. Je nach Klasse ist es aber auch möglich als einzelne Lehrkraft mehrere Gruppen zu betreuen. Im Fokus liegt die Entwicklung der Medien- und Methodenkompetenz – an diesem Projekttag werden des Weiteren die Wahrnehmung von Gefühlen,  Sprache und Sprechen sowie die Charakterisierung von Figuren eingeübt. Die Schülerinnen und Schüler lernen den Umgang mit mehreren Apps, im Besonderen lernen sie das Umgehen mit der iMovie-App, in der sie synchronisieren, schneiden, die Lautstärke anpassen und vieles mehr. Durch die Gruppenarbeit wird auch die Sozialkompetenz gefördert. Besonders das gemeinsame Schreiben des Skripts und der Aufnahmeprozess sind sehr förderlich und auch anspruchsvoll. Ebenfalls ist die Selbstkompetenz gefordert, die Schülerinnen und Schüler müssen sich ständig während der Synchronisation selbst reflektieren, hierfür geben wir, mit der entsprechenden Checkliste, Hilfestellung.

Beispiel fertiges Ergebnis

Materialien

Checkliste Projekttag (Papier einmal pro Vierer-Gruppe verteilen)

Welchen Charakter willst du spielen? (Papier, einmal pro Schüler:in)

Charakter Steckbrief (Papier, einmal von jedem Charakter pro Gruppe)

Skript verfassen (digital, Book Creator) https://read.bookcreator.com/X5Ch8CBr6yWinvjmuJzbcGJWCRs1/ohHzTrcGSBe0uCqiPxDEmg

Emotionswerkstatt (digital, Book Creator)

https://read.bookcreator.com/X5Ch8CBr6yWinvjmuJzbcGJWCRs1/9GSuLub7QPOubANIw3lJQw

Tutorial iMovie (digital)

Tutorial iMovie

Szene in der iMovie App (digital)

Scene für iMovie App

Selbstreflexion Synchronisation (Papier, einmal pro Vierer-Gruppe)

Schlussreflexion (Papier einmal pro Vierer-Gruppe)

Namensschilder (einmal von jedem pro Gruppe)

Klebeband für Namensschilder

iPads (eins pro Schüler:in + zwei zusätzlich für jede Vierer Gruppe)

Phase 0: Vorbereitung

Machen Sie sich mit den bereitgestellten Materialien vertraut. Die physischen Materialien sollten vorher ausgedruckt werden, die digitalen auf die iPads überspielt werden. Achten Sie darauf, dass auf jedem iPad die „iMovie App“ (ist üblicherweise als System-App bereits installiert) und „Book Creator“ vorhanden sind. Die bereitgestellten Materialien dienen als Vorlagen, bearbeiten Sie diese gerne, damit sie den Voraussetzungen Ihrer Klassengemeinschaft entsprechen. Beispielsweise sollten Sie eine Schülerin oder einen Schüler haben die/der nicht lesen kann, können sie die Materialien vorher einsprechen.

Phase 1 Einführung

Material: „Checkliste“, „Szene“, „Wer will was spielen?“.

Ungefähre Dauer: 20 Minuten

Durchführung

In der Einführungsphase wird von der Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern das Projekt vorgestellt und die Gruppeneinteilung vorgenommen.

1. Was ist eine Synchronisation

2. „Checkliste“ vorstellen

3. Film zeigen (bei Bedarf auch mehrmals)

4. „Wer will was spielen?“ Zettel verteilen und von den Schülerinnen und Schüler ausfüllen lassen.

5. Während eine Lehrkraft/Hilfskraft das Emotionsspiel mit den Schülerinnen und Schülern durchführt, wird von einer anderen Lehrkraft die Gruppeneinteilung gemacht. Im besten Fall besteht jede Gruppe aus vier Schülerinnen und Schülern von denen jeder eines der Tiere spielen will. Aus eigener Erfahrung ist es für die Schülerinnen und Schüler aber auch nicht schlimm, nicht ihre erste Wahl zu bekommen.

Emotionsspiel

Die Klasse stellt sich in einen Kreis, am besten auf dem Schulhof, beziehungsweise an einem Ort an dem die anderen Klassen von der Lautstärke nicht gestört werden. Dann wird reihum von jeder/m Schülerinnen und Schüler eine Emotion vorgemacht, die anderen Schülerinnen und Schülern machen diese dann nach. Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler wach, und locker im Umgang mit dem zeigen von Emotionen vor anderen Schülerinnen und Schüler. So können mögliche Blockaden in der Synchronisationsphase vorgebeugt werden.

Mögliche Stolpersteine und alternativer Ablauf

Zeit: Sollten Sie Zeit sparen wollen oder als Lehrkraft das Projekt allein umsetzten wollen, können Sie das zeigen des Films und die Gruppeneinteilung inklusive Rollenverteilung auch schon an einem anderen Tag gemacht haben.

Phase 2 Charaktererstellung

Material: „Charaktersteckbrief“ und „Namensschilder“ zu den jeweiligen Rollen.

Ungefähre Dauer: 25 Minuten

Durchführung

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die Szene (mündlich) und entscheiden sich für ein individuellen Namen für den jeweiligen Charakter, anschließend hauchen sie den Charakteren mithilfe der Steckbriefe leben ein.

1. Beschreibung der Szene

2. Rollenverteilung durch Lehrkraft

3. Benennung der Charaktere durch die Schülerinnen und Schüler

4. Beschriftung der Namensschilder

5. Charaktersteckbrief wird von den Schülerinnen und Schüler ausgefüllt, erst eigenständig und wird dann letztlich der Gruppe vorgestellt bzw. mit der Gruppe verglichen

Mögliche Stolpersteine und alternativer Ablauf

Eventuelle Unzufriedenheit bei Rollenverteilung: Wir konnten die Schülerinnen und Schüler die Rollenverteilung selbständig durchführen lassen, nur einmal musste es über ein „Schere Stein Papier“-Match entschieden werden. Sollten sie ein ähnliches Projekt mit Ihren Schülerinnen und Schülern umsetzen wollen, sollten sie darauf achten, dass die Schülerinnen und Schüler, wenn möglich, die nicht ihre Traumrolle bekommen haben, bei der nächstmöglichen Situation diese erhalten.

Unsicherheit bei der Benennung der Charaktere: Einige Schülerinnen und Schüler könnten Schwierigkeiten haben, passende und ansprechende Namen für ihre Charaktere zu finden. Die Lehrkraft kann den Schülerinnen und Schülern bei Bedarf Vorschläge für Charakternamen geben oder einen kleine Liste mit Ideen bereithalten. Zudem könnten sie darüber sprechen, welche Bedeutung bestimmte Namen haben und wie diese zur Charakterentwicklung beitragen können.

Phase 3 Skript

Skriptverfassung (Book Creator-Skript) mit optionaler Emotionswerkstatt zur Übung von Emotionen und anschließenden Einsprechen im Book Creator.

Material: „Bookreader-Skript“ und „Emotionswerkstatt“

Ungefähre Dauer: 60 Minuten

Durchführung

In dieser Phase verfassen die Schülerinnen und Schüler im Book Creator eigenständig das Skript und haben die Option, die einzelnen Szenen mit der Diktierfunktion einzusprechen. Hierfür ergibt es Sinn, dass die Gruppe sich noch mal aufteilt, so dass die beiden Affen und die anderen beiden Tiere jeweils zusammen ihre Dialoge schreiben. Ebenfalls hilfreich ist es, den zwei Teams noch ein drittes iPad zu geben, auf dem sie sich immer wieder die Szene angucken können. So ist es leichter darauf zu achten, dass der Text nicht zu lange wird. Wenn genug Zeit ist, haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mithilfe der Emotionswerkstatt verschiedene Emotionen wie beispielsweise Wut, Trauer oder Freude zu üben. Dies erleichtert ihnen die kommende Synchronisation.

1. Script/Dialoge im Book Creator in zweier Teams verfassen

2. Die Schülerinnen und Schüler können durch die Nutzung der „Emotionswerkstatt“ verschiedene Emotionen wie Wut, Trauer oder Freude etc. üben. Dies bereitet sie auf die anstehende Synchronisation vor.

Mögliche Stolpersteine und Hilfestellungen

Schwierigkeiten beim Verfassen des Skripts: Bieten Sie den Schülerinnen und Schülern Anleitungen zum Verfassen von Dialogen und zur Darstellung von Emotionen. Besprechen Sie gemeinsam Beispiele und geben Sie ihnen Tipps, wie sie die Emotionen der Charaktere treffend in Worte fassen können. Stehen Sie für Fragen und individuelle Unterstützung zur Verfügung.

Zeitmanagement: Strukturieren Sie die Phase gut und geben Sie klare Zeitvorgaben für die einzelnen Schritte. Zeigen Sie den Schülerinnen und Schülern, wie sie ihre Zeit effizient nutzen können, und ermutigen Sie sie, sich gegenseitig dabei zu unterstützen, sich nicht gegenseitig abzulenken. Flexibilität in der Zeitplanung kann ebenfalls hilfreich sein, falls mehr Zeit benötigt wird als ursprünglich geplant.

Mangelnde Motivation: Erklären Sie den Schülerinnen und Schülern den pädagogischen Wert dieser Phase und wie sie ihnen dabei hilft, ihre schauspielerischen und sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Betonen Sie die kreative und spaßige Seite des Projekts. Ermutigen Sie die Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Ideen einzubringen und die Szenen nach ihrem Geschmack zu gestalten.

Phase 4 Filmsynchronisation

Material: „iMovie Tutorial“, „Synchronisationscheckliste“ (Reflexionshilfen), „Schlussreflexion“, iPad mit der Szene

Ungefähre Dauer: 90 Minuten

Durchführung

Die Schülerinnen und Schüler schauen sich das Tutorial von „iMovie“ an, um den Ablauf der Synchronisation kennenzulernen. Die Lehrkraft beantwortet aufkommende Fragen. Den Schülerinnen und Schülern wird der Reflexionsbogen vorgestellt.

Anschließend wird mit Hilfe von der iMovie-App nun an einem iPad der Film synchronisiert. In dieser Phase ist jeweils nur eine Sprecherin oder ein Sprecher aktiv, sodass für die anderen Schülerinnen und Schüler Aufgaben gefunden werden müssen. Beispielsweise können sie Regisseurin oder Regisseur sein, die die Aufnahmen reflektieren und konstruktiv kritisieren könnten (der Reflexionsbogen kann auf einem separaten iPad geöffnet oder ausgedruckt werden). Die iMovie-Aufnahmefunktion beinhaltet einen prägnanten 3-Sekunden-Timer, der als gutes auditives Signal dient, dass Ruhe einkehren muss, um eine gelungene Aufnahme zu gewährleisten. Schülerinnen und Schüler erkennen dies schnell und halten sich an diese „ungeschriebene Regel“, um gute Aufnahmen zu produzieren. Bei einer funktionierenden Gruppe, könnte mit dem 3-Sekunden-Timer auch ein Stoppspiel etabliert werden, bei dem die nicht-aufnehmenden SchülerInnen sich frei im Raum bewegen können, bis das Signal ertönt. Alternativ kann jeder/jedem Schülerin und Schüler eine spezielle Reflektionsaufgabe zugewiesen werden, sodass sie besonders auf einen Part bei den Aufnahmen achten müssen. Nach dem Tutorial, und nach Überwindung erster Schamgrenzen, entsteht eine selbstständige Arbeitsatmosphäre bei den Schülerinnen und Schüler. Sobald alle Sprachaufnahmen abgeschlossen sind, empfiehlt es sich, die gesamte Filmszene abzuspielen und als Gruppe zu überlegen, an welche Stellen jetzt Geräusche eingespielt werden müssen, um der Szene mehr Leben einzuhauchen. Dies wird dringend empfohlenen, da ansonsten teilweise für 10 Sekunden in der Szene einfach Stille herrscht. Anschließend wird die gesamte Szene noch einmal reflektiert (mit Hilfe der „Schlussreflektion“), ob alle mit dem Ergebnis zufrieden sind oder ob noch Verbesserungsbedarf besteht (Lautstärken anpassen, Emotionen neu darstellen, usw.). Diese Schlussreflektion dient dem Feinschliff der Synchronisation und soll sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler ein Ergebnis präsentieren können, mit dem sie selbst zufrieden sind und diese gleichzeitig gewisse formale Merkmale erfüllt.

1. iMovie-Tutorial

2. „Synchronisationscheckliste“ wird vorgestellt

3. Synchronisation, mit anschließender Reflexion

4. Geräusche einspielen

5. Schlussreflexion

6. Gegebenenfalls nachbessern

Stolpersteine/Hilfestellungen

Chronologische Synchronisation: Sollten die Teilausschnitte chronologisch synchronisiert werden, hätte das zur Folge, dass einige Schülerinnen und Schüler lange nicht zu Wort kommen. Um die Motivation aufrecht zu erhalten, besteht die Möglichkeit zwischen einzelnen Szenen zu springen – es muss keine chronologische Synchronisation erfolgen.

Soundinterferenzen: Sollten sich mehrere Gruppen im Raum befinden, empfiehlt es sich „Soundboxen“ zu nutzen – kleine, abgetrennte Bereiche, um möglichst wenig Geräusche außerhalb der gewollten Aufnahme mit aufzunehmen. Diese können durch große Kartons, umgedrehte Tische, ein leeres Bücherregal oder ähnliches dargestellt werden.

Phase 5 Filmvorführung und Reflexion

Material: Fertige Filmszenen

Ungefähre Dauer: Je nach Anzahl der Gruppen, pro Gruppe sind ca. 5 Minuten zu empfehlen

Durchführung

In der letzten Phase führen die einzelnen Gruppen, der Klasse, ihre fertigen Szenen optimalerweise auf einem großen Bildschirm vor.

Ziel der Phase ist es, die Ergebnisse zu würdigen und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu reflektieren, was sie gelernt haben, was gut funktioniert hat, was sie beim nächsten Mal anders machen würden und wie es beim nächsten Mal von der Lehrkraft noch besser vorbereitet und begleitet werden könnte.

Wir würden empfehlen, immer eine Gruppe ihren Film zeigen zu lassen, dann der Gruppe kurz Feedback zu geben und anschließend mit der nächsten Gruppe fortzufahren. Um im Anschluss nach der Besprechung aller Gruppen dann die detaillierte Abschlussreflexion durchzuführen.

Mögliche Stolpersteine

Sollte eine Gruppe noch nicht fertig oder noch nicht mit ihrem Endprodukt zufrieden sein, können Sie der Gruppe beispielsweise in einer dafür passenden Stunde oder zu einem anderen Zeitpunkt noch Zeit zur Verfügung stellen.

Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schülern sich an die Feedback-Regeln halten, um die anderen nicht zu demotivieren. Sollten diese Regeln nicht bei allen präsent sein, erneut wiederholen.

Viel Spaß beim Synchronisieren wünschen Ihnen Andre, Lanea und Calvin 🙂

Redaktionelle Überarbeitung durch Dr. Lea Schulz

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