Klasse 2
Diklusion – barrierefrei zum Rechercheprofi
Autorinnen: Lisa Ölscher, Leonie Evers, Nele Krüger
Überblick
Ziel dieser Unterrichtseinheit ist es, dass die Schüler:innen verschiedene Strategien erarbeiten, um besser und zielorientiert im Internet zu recherchieren. Die Unterrichtseinheit ist für die zweite Klassenstufe konzipiert.
Besonders wichtig ist uns, dass die Schüler:innen verschiedene (Kinder-)Suchmaschinen (Blinde Kuh, fragFinn, Helles Köpfchen) kennenlernen, passende Suchbegriffe und Internetseiten für ihre Fragen finden und sich schnell und einfach auf Internetseiten orientieren können.
Für Kinder, die noch nicht schnell lesen oder schreiben können, sind hierfür Assistive Technologien, wie Diktier- und Vorlesefunktionen hilfreich. Um ihr Wissen zu festigen, sollen die Schüler:innen im Anschluss ihre neuen Recherchestrategien anwenden, über ein Tier recherchieren und ein interaktives Buch gestalten.
Benötigte Materialien – Checkliste
Um diese Einheit durchzuführen, benötigt man folgende Materialien:
– Tablets (bei 21 SuS reichen 15 Tablets):
o mit Internetzugang
o mit geladenem Akku
o mit aktiviertem AirDrop oder ähnlicher Funktion
o mit aktivierter Vorlese- und Diktierfunktion
– Kopfhörer mit Doppelstecker
– Materialien für die Stationsarbeit (unten im Blog verlinkt):
o für Station 1: Arbeitsbogen + 1 Tablet + Tippkarte mit Hinweisen
o für Station 2: Internetseite als Poster + Legekarten + Tippkarte mit Hinweisen
o für Station 3: Suchergebnis als Poster + Kreise aus Pappe+ Tippkarten mit Hinweisen
o für Station 4: Arbeitsbogen + 3 Tablets
– Optional: Stifte fürs Tablet
Bei den Tablets muss vorher unbedingt kontrolliert werden, ob alle angegebenen Funktionen aktiviert sind und genutzt werden können – hier spart man sich viel Zeit und Ärger! Außerdem sollte die Lehrkraft ebenfalls mit diesen Funktionen vertraut sein.
Alle Materialien für die Arbeitsphasen stellen wir unten gesammelt zur Verfügung.
Aufbau
Nach einer ausführlichen Begrüßung und einer kurzen Einführung von der Lehrkraft in das Thema der Einheit, starten die Schüler:innen in 2er-Gruppen mit dem Internet ABC. Hierbei können sie spielerisch im Lernmodul „Suchen und Finden“ erste Strategien erarbeiten und die Bedienung des Tablets kennenlernen. Anschließend wird eine Reflexion im Plenum durchgeführt, sodass die Kinder ihre Erfahrungen teilen und die Lehrkraft einen Überblick gewinnt, was die Schüler:innen schon erfasst haben.
In der zweiten Phase sollen die Schüler:innen diese Strategien ausbauen und festigen. Hierfür dient eine Stationsarbeit mit 4 Stationen, die jeweils unterschiedliche Strategien thematisieren (Suchbegriffe, Orientierung, Auswahl von Internetseiten, verschiedene Suchmaschinen). Hierbei arbeiten die Kinder in 4er-Gruppen, sodass sie sich gegenseitig helfen und gemeinsam Ideen entwickeln können. Die Ergebnisse der Stationen dokumentieren die Schüler:innen in einem vorgefertigten interaktiven Buch, indem sie sich auch jede Aufgabe vertont beliebig oft anhören können. Alle interaktiven Bücher wurden mit dem Book Creator erstellt. Auch die zweite Phase schließt mit einer kurzen Reflexion im Plenum ab.
Anwendung: Gestaltung von interaktiven Büchern
In der dritten Phase soll das gelernte Wissen angewendet werden. Die Schüler:innen bekommen in 4-er Gruppen ein interaktives Buch. Dieses ist jeweils einem Tier gewidmet und enthält einen vorgefertigten, aber leeren Steckbrief und freie Seiten zur kreativen Gestaltung. Die Schüler:innen sollen nun mithilfe einer Internetrecherche die Bücher ausfüllen und gestalten. Auf den jeweils letzten Seiten sollen sie den Tag und das gelernte Wissen reflektieren. Innerhalb eines Buches findet außerdem jede Gruppe eine Linkliste mit verschiedenen Suchmaschinen und mit Pixabay, eine Seite mit lizenzfreien Bildern.
Reflexion
Die letzte Phase ist eine ausführliche Reflexionsphase, in der alle Ergebnisse zusammengetragen werden sollen und die gesamte Unterrichtseinheit reflektiert wird. Die Kinder dürfen hierfür ihr Buch (oder eine Seite) vorstellen und über ihre Erfahrungen beim Recherchieren berichten.
Für einen ausführlichen Plan finden Sie hier unseren Stundenverlauf:
Beschreibung der verschiedenen Stationen
1. Station: Suchbegriffe finden
Station 1 beschäftigt sich mit der Suche nach passenden Suchbegriffen. Die Schüler:innen erhalten jeweils einen Arbeitsbogen mit einer Frage. Auf dem Arbeitsbogen sind außerdem mehrere Suchbegriffe aufgeführt, die mehr oder weniger hilfreich sind, um eine passende Antwort auf die Frage zu finden. Gemeinsam sollen sich die Schüler:innen für einen Suchbegriff entscheiden. Abschließend sollen sie selbstständig reflektieren, ob sie die ursprüngliche Frage beantworten konnten.
Bei unserer Durchführung der Einheit lernten die Kinder durch diese Station, dass Suchbegriffe sowohl kurze Stichpunkte, aber auch ganze Sätze sein können. Sie kamen selbstständig auf die Erkenntnis, dass ganze Sätze bei einigen Suchmaschinen präzise Antworten liefern, sodass man keine Internetseiten durchsuchen muss. Durch die Diktierfunktion geht das Suchen von Sätzen auch schnell.
2. Station: Orientierung auf einer Internetseite
Die Station 2 soll die Orientierung auf einer Internetseite trainieren. Die Schüler:innen bekommen hierfür ein großes Plakat mit einer abgedruckten Internetseite. Hier sollen sie mit Legekärtchen die Internetseite beschriften. So kommen sie auf die Idee, dass Bilder und Überschriften bei der Orientierung helfen und Werbung ablenkt und ignoriert werden sollte.
Bei unserer Durchführung merkten wir, dass die aktive Station den Schüler:innen Freude bereitete. Die Kinder diskutierten viel miteinander und kamen auf gute Lösungen. Aus dieser Station merkten sie sich viel und konnten ihr Wissen später in der Anwendung nutzen.
3. Station: Auswahl einer Internetseite
Ziel der dritten Station ist es, dass sich die Schüler:innen eine passende Internetseite zu einem Thema aussuchen. Hierbei sollen sie auf Bilder und Überschriften achten und diese miteinander vergleichen. Sie bemerken, dass nicht jede Internetseite eine passende Antwort liefert und nicht immer das erste Ergebnis passend sein muss.
Auch diese Station machte den Schüler:innen viel Spaß. Einige Schüler:innen achteten nur auf die Bilder, andere nur auf die Überschriften. Gemeinsam konnte sie ihre Erkenntnisse zusammenbringen und kamen so auf gute Ergebnisse.
4. Station: verschiedene Suchmaschinen vergleichen
Durch die letzte Station sollen die Schüler:innen verschiedene Suchmaschinen kennenlernen und vergleichen. Hier werden drei Kindersuchmaschinen vorgegeben (Blinde Kuh, fragFinn, Helles Köpfchen), die sie testen sollen. Die Kinder finden so heraus, dass die Suchmaschinen unterschiedliche Ergebnisse liefern und dass jede:r eine andere Suchmaschine präferieren kann und darf.
Die Schüler:innen fanden diese Station bei unserer Durchführung am schwierigsten. Trotzdem war es interessant, wie unterschiedlich ihre Präferenzen waren. Bei der späteren Anwendung nutzten die Schüler:innen ihre jeweilige Lieblingssuchmaschine.
An Stationen, die für die Schüler:innen Hindernisse enthalten, haben wir Tippkarten erstellt. So können sich die Schüler:innen bei Bedarf selbstständig Tipps holen. Diese sind bei den gesammelten Materialien zu finden.
Dokumentation der Stationsarbeit
Zum Dokumentieren der Stationen erhält jede Gruppe ein vorgefertigtes interaktives Buch, welches sie frei gestalten sollen. Zudem ist hier jede Aufgabe vertont, sodass die Schüler:innen die Aufgaben beliebig oft anhören können. Die Ergebnisse werden in der anschließenden Reflexionsphase zusammengetragen und von der Lehrkraft für alle sichtbar über die digitale Tafel dokumentiert.
Motivationsanreiz
Um die Schüler:innen zu motivieren, kann man im Anschluss an die Stationsarbeit eine Urkunde überreichen, die die Schüler:innen zu Rechercheprofis auszeichnet. Die Urkunde ist bei den gesammelten Materialien zu finden.
Diklusion
Inklusion bedeutet „Gemeinsam verschieden sein“ (Aktion Mensch (o.J.)) Durch Inklusion soll die Vielfalt der Menschen anerkannt und Barrieren abgebaut und verhindert werden. Jede:r soll die gleiche Teilhabe am Leben ermöglicht bekommen. Diklusion setzt sich aus digitalen Medien und Inklusion zusammen. Durch den Einsatz und den Nutzen digitaler Medien mit besonderer Berücksichtigung der Inklusion, entstehen „Möglichkeiten für mehr Teilhabe, Partizipation und Bildungsgerechtigkeit“ (Lea Schulz, Traugott Böttinger (o.J.)). Eine breite Übersicht zur Diklusion bietet die Informationsseite von Lea Schulz und Traugott Böttinger, von der auch die vorherigen Informationen zur Diklusion stammen.
Digitale Medien bieten viele Lernchancen, zum Beispiel im Bereich der Kommunikation, zur Beschaffung von Information und zur Präsentation von Ergebnissen. Durch Assistive Technologien (mehr Infos zu Assistiven Technologien gibt es auf der Rheadat Seite) schafft man es, Barrieren zu überwinden und jedem Kind die Möglichkeit zu geben sich selbstständig, aber individuell, weiterzuentwickeln. So können alle Schüler:innen selbstbestimmt am Unterricht teilnehmen.
In unserer Lerneinheit haben wir uns bewusst für bestimmte Methoden, Sozialformen, Programme und Apps entschieden. Uns ist es wichtig, dass jede:r Schüler:in unter Berücksichtigung seiner oder ihrer individuellen Fähigkeiten am Unterricht teilnehmen kann.
In allen Phasen des Unterrichts arbeiten die Kinder in verschiedenen Gruppengrößen zusammen. So stehen sie im ständigen Austausch untereinander und können sich gegenseitig unterstützen. Jedes Kind kann so seine eigenen Stärken in die Arbeitsphase einbringen. Das Internet ABC bietet den Kindern unter anderem die Option, die Texte zu vergrößern und sich die Texte vorlesen zu lassen. Dadurch kann jede:r Schüler:in seine oder ihre individuellen Einstellungen aussuchen und im selbstgewählten Tempo arbeiten.
Während der Stationsarbeit ist es uns wichtig, dass die Schüler:innen die Möglichkeit zum selbstregulierten Lernen erhalten. Daher stellen wir den Schüler:innen Tippkarten zur Verfügung. Sie können sich so selbstständig Hilfe holen, wenn sie diese brauchen. Außerdem sind die Lernfortschritte für die Schüler:innen durch die fortlaufende Dokumentation der Ergebnisse jederzeit sichtbar. Zusätzlich wollen wir die Schriftsprache nicht zu sehr in den Fokus rücken. Deswegen ist jede Aufgabe innerhalb der Stationsarbeit vertont. Außerdem dokumentieren die Kinder ihre Ergebnisse in einem interaktiven Buch. So können sie selbstständig wählen, ob sie schreiben, etwas einsprechen oder etwas malen wollen. Dadurch können die Kinder zwischen verschiedenen Darstellungsformen und motorischen Handlungen wählen. Die Stationsarbeit vereint daher viele Säulen des Universal Design for Learning (UDL). Mehr Informationen zu UDL finden Sie auf der Informationsseite von Lea Schulz und Traugott Böttinger.
In der Anwendungsphase ist uns ebenfalls der Einsatz von interaktiven Büchern wichtig. Dies ist eine einfache Möglichkeit innerhalb einer heterogenen Lernumgebung Individualität zu gewährleisten. Durch die Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten werden die Kinder außerdem motiviert und es entstehen einzigartige Ergebnisse, die die Kinder gerne zeigen.
Assistive Technologien
Weitere Tools und Materialien
Unsere insgesamt 6 Tierbücher (Löwe, Zebra, Giraffe, Erdmännchen, Nashorn, Elefant), ein ausgefülltes Beispielbuch (Leopard) und unser „Aufgabenbuch“ zur Dokumentation der Stationen sind sowohl als PDF, als auch als epub hier zu finden:
Außerdem sind alle unsere Materialien (Arbeitsbögen, Poster, Legekarten, Tippkarten …) hier gesammelt:
Reflexion
Vor der Durchführung der Unterrichtseinheit ist es wichtig, dass sich alle Lehrpersonen intensiv mit den technischen Geräten, Assistiven Technologien und Tools auskennen. Eine Erprobung im Voraus bietet sich ebenfalls an. Das macht nicht nur Spaß, sondern erspart auch viel Zeit und Ärger, wenn die Schüler:innen Fragen zur Bedienung haben. Außerdem sollten auch die Schüler:innen bereits einige Funktionen oder Tools kennen, sodass sie nicht überfordert werden.
Für die Einleitung ist es hilfreich, wenn das Internet ABC bereits mit dem passenden Lernmodul auf jedem Tablet geöffnet wurde. So entstehen bei den Schüler:innen keine Probleme beim Öffnen des Programms und man kann direkt starten. Je nach Vorkenntnissen sollte man die Funktionen auf der Seite gemeinsam mit den Schüler:innen durchgehen, damit sie alle Funktionen nutzen können. Hierfür kann man die Seite zum Beispiel auf einer digitalen Tafel öffnen, sodass alle Kinder genau sehen, wo man eine Funktion auswählen kann.
Damit jede:r Schüler:in nicht von der Nachbargruppe gestört wird, sollte man mit viel Abstand zwischen den Gruppen oder mit Kopfhörern arbeiten.
Für die Stationsarbeit bieten sich Gruppentische an, die von der Lehrkraft vorbereitet werden. Auch hier ist genügend Abstand oder das Arbeiten mit Kopfhörern wichtig, damit sich die Schüler:innen nicht gegenseitig stören. Vor der Bearbeitung sollte jede Station und das Arbeiten mit den interaktiven Büchern einmal erklärt werden. Zur Erklärung der Bücher bietet es sich wieder an, eine digitale Tafel zu nutzen. Am besten kennen die Schüler:innen aber bereits die Arbeit mit den Büchern, damit sie sich auf die inhaltliche Bearbeitung konzentrieren können. Bei wenigen Tischen pro Station kann man mit festen Zeiten arbeiten, in denen jede Gruppe an einer Station bleibt. Wenn man die Möglichkeit hat mehrere Tische pro Station aufzubauen, können die Gruppen auch selbstständig die Stationen wechseln. Wenn die Tippkarten gesammelt an einem festen Platz liegen, kommen die Schüler:innen nicht in Versuchung die Tippkarten immer zu nutzen, sondern nur, wenn sie sie auch wirklich brauchen.
In der dritten Phase sollte man auf jeden Fall genügend Zeit einplanen. Die Kinder sind sehr gewissenhaft mit dem Ausfüllen und dem kreativen Gestalten der Bücher. Es wäre sehr schade, wenn sie nicht die Chance erhielten ihre Bücher mit ausreichend Zeit zu erstellen.
Auch für die große Reflexionsphase am Ende, sollte man genügend Zeit zur Verfügung stellen. Die Kinder sind stolz auf ihre Ergebnisse und wollen diese zeigen. Jedoch sollte man den Fokus auf die Seite über die gesamte Unterrichtseinheit legen um ein gutes Feedback zu erhalten.
Schwierigkeiten können am besten vermieden werden, indem man sich Zeit für die Erklärungen und daraus resultierenden Fragen lässt. Die Kinder sollten vor allem die Diktier- und Vorlesefunktion sicher bedienen können, damit sie auf diese zurückgreifen können.
Wir bedanken uns für die tollen und vielfältigen Erfahrungen, die wir durch das Seminar „Diklusion“ von Dr. Lea Schulz sammeln durften.