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Diklusion mit Janosch (Greenscreen)

Autor:innen: Studierende der Europa-Universität Flensburg

„Ich mach dich gesund, sagte der Bär“

An unserem Projekttag arbeiteten wir mit dem Buch „Ich mach dich gesund, sagte der Bär“ von Janosch, indem die Geschichte von dem Bären und dem Tiger erzählt wird. Als der kleine Tiger sich im Wald verletzt, ist sein Freund der Bär sofort für ihn da. Er kümmert sich um ihn und versucht ihn wieder gesund zu pflegen.

Cover "Ich mach dich gesund sagte der Bär" vom Beltz-Gelberg-Verlag
Abb. 1: Cover „Ich mach dich gesund sagte der Bär“

Aus dem Buch abgeleitetes Thema

Das Thema, das im Projekt aufgegriffen wird, ist in erster Linie „krank sein“. Im Zuge der Projektausarbeitung wird auch immer mehr das Thema „helfen“ in den Fokus genommen. Mehrere Kompetenzbereiche werden gefördert: die Erzählkompetenz (Diskussion, gemeinsame Lösungen), die Medienkompetenz (Apps und Geräte werden zielführend eingesetzt und bedient) und die Sozialkompetenz (Wünsche und Anregungen der Mitschüler:innen werden gehört und versucht umzusetzen).

Diklusion als Grundlage für die Umsetzung des Projekts

In dem Projekt wird mit Hilfe verschiedener Methoden der Diklusion eine Teilhabe für alle Schüler:innen gewährleistet. Gemäß dem Fünfebenen-Modell nach Lea Schulz wird durch die Benutzung der Diktierfunktion Ebene 1 bedient (vgl. Schulz 2021). „Ebene 1 beschreibt die Möglichkeit der Unterstützung von Lernenden durch assistive Technologien (wie z.B. Screenreader, digitale Übersetzer, Talker,…) zur Kompensation einer Beeinträchtigung“ (Schulz 2021). Durch die Diktierfunktion können somit Schüler:innen, die Schwierigkeiten mit dem Schreiben haben, am Unterricht teilhaben, da sie anstatt zu schreiben, den Text auf einem digitalen Endgerät, zum Beispiel auf einem iPad, einsprechen können. Der Text steht den Schüler:innen dann in digitaler, schriftlicher Form zur Verfügung. Dies ist besonders hilfreich, da die Schüler:innen ein Drehbuch konstruieren werden. Auch in der Vorarbeit dafür müssen immer wieder Notizen gemacht werden. Die Diktierfunktion liefert hier eine sehr gute Alternative für Kinder, die Schwierigkeiten beim Schreiben haben. Alle Schüler:innen können so gleichermaßen am Projekt mitwirken. Wie die Diktierfunktion verwendet wird, seht ihr im Abschnitt „Durchführung“ (s. unten). Des Weiteren wurden Prinzipien des „Universal Design for Learning“ beachtet. Das erste Prinzip beinhaltet die unterschiedliche Darstellungsweise von Inhalten und Informationen. Durch die multiplen Darstellungsweisen, soll das Lernengagement der Schüler:innen gesteigert werden. Alle Schüler:innen sollen in der Lage sein, die Informationen der Lehrkraft wahrzunehmen und zu verarbeiten. Das zweite Prinzip bietet eine Möglichkeit von vielfältigen Methoden, Handlungs- und Ausdrucksmöglichkeiten, um strategisches Lernen zu unterstützen. Schüler:innen können beispielsweise auf unterschiedliche Art und Weise ihre Lernergebnisse präsentieren. Das dritte Prinzip beschreibt die unterschiedliche Unterstützung der Motivation der Lernenden. Selbstreflexion oder die Bereitstellung von eigenständigen Kontrollen können hier hilfreich sein. Generell geht es auch hier um den variablen Einsatz der verschiedenen Möglichkeiten (vgl. Schulz et. al. 2022).

Das erste Prinzip wurde in unserem Projekt exemplarisch beachtet, indem wir den Zugang zum Inhalt des Buches und somit zum Thema des gesamten Projekttages auf unterschiedliche Art und Weise ermöglicht haben. Zum einen konnten die Bilder in dem Buch als Anreiz genommen und zum anderen konnten die weiteren Impulsfragen genutzt werden. So konnte sowohl auditiv, als auch visuell wahrgenommen werden. Bei Schüler:innen mit einer Sehbehinderung könnte man das Buch auch in digitaler Version zur Verfügung stellen, um so individuell auf Schriftgröße und Farbkontraste einzugehen. Das zweite Prinzip kann wird ebenfalls berücksichtigt. Zwar wird nicht jede:r Schüler:in am Ende ein individuelles Produkt anfertigen, jedoch kann jede:r Schüler:in ihren/seinen individuellen Fokus legen. So hat der eine am Ende viel am Drehbuch und der Umsetzung gearbeitet, während jemand anderes vor allem vor der Kamera das Erlernte vermitteln kann. Das dritte Prinzip wird in der Umsetzung des Projektes wie folgt berücksichtigt: Durch die ständigen Absprachen innerhalb der Schüler:innengruppe werden Lernfortschritte/Arbeitsfortschritte immer wieder gemeinsam besprochen und reflektiert. Dadurch wird die Motivation erhöht, denn am Ende verfolgen alle dasselbe Ziel: ein Produkt mit dem alle zufrieden sind.

In diesem Beitrag wird das Universal Design for Learning diklusiv von Lea Schulz und Traugott Böttinger im Detail beschrieben:

Aufbau des Projekttags

Die folgende Tabelle stellt den Tagesablauf in einem Überblick dar:

Abb. 2: Tagesablauf – Greenscreen-Video drehen

Material

Für den Projekttag werden einige „ärztliche“ Requisiten benötigt, sowie die Materialien für den Videodreh. Die Arzt-Requisiten sind abhängig vom Geschehen. Die Verletzungen oder Krankheiten sind individuell zu wählen und dem entsprechend auch die Materialien.

Folgende Materialien werden bspw. benötigt:

  • Arztkittel
  • Gehhilfen (optional)
  • Erste-Hilfe-Koffer
  • Verbandsmaterialien
  • Greenscreen-Tuch (ein sehr großes, damit alle mitspielenden Kinder davor passen)
  • iPads (für den Dreh, für den Stundeneinstieg, für die Reflexion)
  • Apple Pencil (ein Stift pro Gruppe)
  • Stativ (hier kann auch ein Notenständer verwendet werden)
  • A3-Plakat & Stifte
  • Plakat mit Tageszielen (ist im Vorfeld von der Lehrkraft zu erstellen)
  • Beobachtungsbogen
Materialien Greenscreenvideo – Thema Gesundheit


Durchführung

1. Kennenlernen

Um eine gelockerte Stimmung zu erreichen, ist es sinnvoll ein Kennenlernspiel durchzuführen. Hierbei kann ein Online-Glücksrad hilfreich sein. Durch verschiedenste Kategorien wie beispielsweise Alter, Hobby oder Lieblingstier können nicht nur die Namen gelernt werden, sondern auch die Personen mit einer bestimmten Eigenschaft verknüpft werden. Für Kinder, die nicht so gut lesen können, kann die Lehrkraft oder Schüler:innen das Lesen übernehmen. Falls die Namen noch nicht bekannt sind, ist es möglich, dass jedes Kind nochmal seinen Namen sagt, wenn es an der Reihe ist.

Glücksrad mit den Kategorien: Lieblingstier, Lieblingsessen, Alter, Hobby, Wohnort, Lieblingsfarbe
Abb. 3: Glücksrad mit beispielhaften Kategorien

2. Einführung in das Buch

Nach der Kennenlernphase wird mit dialogischem Bilderbuchlesen in das Buch eingeführt. Durch das dialogische Bilderbuchlesen, werden die Schüler:innen angeregt über das Thema des Buches zu sprechen. Um weitere Impulse zu geben, können folgende Fragen beispielhaft gestellt werden: „Wart ihr schon einmal krank?“, „Wie habt ihr euch gefühlt, als ihr krank wart?“ oder „Hat euch jemand geholfen wieder gesund zu werden?“. Hierbei geht es nicht darum den ganzen Inhalt des Buches wiederzugeben, sondern nur Impulse zu geben, um die Schüler:innen zum Gespräch anzuregen.

3. Ideensammlung

Nachdem die Kinder über eigene Erfahrungen mit dem Thema „krank sein“ gesprochen haben, sollten sie nun Ideen sammeln, um einen Film zum Thema „krank sein“ zu drehen. Um konkrete Ideen zu sammeln, wird in Partnerarbeit am iPad eine Mind-Map erstellt. Kinder mit Schwierigkeiten beim Schreiben können die Diktierfunktion am iPad verwenden. Kinder, die nicht so viele Ideen haben, bekommen so die Möglichkeit, sich die Materialien genauer anzugucken, um neue Ideen zu gewinnen.

Hier eine Anleitung zur Diktierfunktion.

4. Planung des Videos

In dieser Phase sollten die Kinder nun genau überlegen, was in dem Video geschehen soll. Um den Kindern, die wahrscheinlich viele Ideen haben werden, eine bessere Struktur zu geben, können Hilfskarten (s. Abb. 4) verwendet werden. Die Schüler:innen können die einzelnen Karten nach und nach vorlesen und ihre Überlegungen dazu äußern. Den Kindern wird somit das Argumentieren und Diskutieren ermöglicht. Um sich auf eine Idee zu einigen, können die Kinder abstimmen. Hier werden auch die Schüler:innen einbezogen, die keine eigenen Ideen hatten oder noch nicht so gut im Argumentieren sind.

Karten die zur Hilfestellung für die Kinder dienen
Die Karten beinhalten die Fragen: Was ist passiert?, Wie ist es passiert?, Wo ist es passiert?, Wer ist beteiligt?, Wie endet die Geschichte?, Wann ist es passiert?
Abb. 4: Hilfskarten

Anschließend schreiben die Kinder ein Drehbuch, in dem der Ablauf niedergeschrieben wurde. Hierfür ist es wichtig, dass die Schüler:innen aufschreiben, um welche Szene es sich handelt, an welchem Ort sie spielt, wer mitspielt und was gesagt wird. Nachdem das Drehbuch geschrieben wurde, bekommen alle Kinder eine kurze Einführung in das Tool iMovie. Um Aufregung zu nehmen darf jedes Kind das Tool ausprobieren.

5. Videodreh

Geleitet von einem/einer Schüler:in, der/die gegebenenfalls von der Lehrkraft unterstützt wird, werden die verschiedenen Szenen in chronologischer Reihenfolge gedreht. Kinder, die in der Szene nicht beteiligt sind, bekommen einen Beobachtungsbogen, der dazu dient nach der Szene zu reflektieren und Verbesserungen zu ermöglichen. So erlangen Schüler:innen ein direktes Feedback.

Beobachtungsbogen
Tabelle mit folgenden Bewertungskreterien: Es wird laut und deutlich gesprochen, es wird zur Kamera gespielt, Mimik und Gestik wird passend benutzt, die Szene wird drehbuchtreu gespielt, es wird flüssig gesprochen.
Freitextaufgabe: Das ist mir noch aufgefallen
Abb. 5: Beobachtungsbogen

Nach dem Videodreh können je nach übriger Zeit die Kinder oder die Lehrkraft das Video schneiden.

Hier seht ihr unser Ergebnis:

6. Reflexion

Die Kinder geben sich gegenseitig ein Feedback und konstruktive Kritik. Mit Hilfe eines Online- Glücksrades wird der ganze Tag reflektiert. Nacheinander drehen die Kinder das Rad und antworten auf die Frage. Hierfür eignen sich folgende Fragen: „Was war super?“, „Was könnte man besser machen?“, „Was hat mir nicht gefallen?“, „Was lerne ich?“, „Was kam zu kurz?“

Glücksrad für eine Reflexionsrunde mit den Kategorien: Was lerne ich?, Was kam zu kurz?, Was war super?, Was könnte man besser machen?, Was hat mir nicht gefallen?
Abb. 6: Glücksrad Reflexionsrunde

Green Screen Video erstellen mit iMovie

Die Green Screen Methode, die wir mit iMovie umgesetzt haben, kann dafür genutzt werden, innerhalb des Videos an verschiedenen Orten zu sein. Szenen werden vor einem grünen Tuch gespielt und das grüne Tuch wird im Nachhinein mit iMovie in einen bestimmten Hintergrund transformiert.

Video: Erklärung Green Screen Video mit iMovie erstellen (von: Lernen mit Leo)

Mit Hilfe der Green-Screen-Methode konnten die Kinder das Thema Krankheit und „krank sein“ bildlich darstellen. Die geeigneten Hintergründe für eine Szene zu finden unterstützt die Erzähl- und Sozialkompetenz, da gemeinsam diskutiert und sich entschieden werden muss. Durch den großen Handlungsspielraum, der diese Methode bietet, wird die Kreativität gefördert und der Austausch untereinander besonders angeregt. Beim ersten Prinzip der UDL, geht es um die multiplen Möglichkeiten der Förderung von Lernengagement (vgl. Schulz 2021). Dieses Prinzip wird durch die Wahl der Green-Screen-Methode bedient. Durch die ständig wechselnden Aufgaben und Phasen des Videodrehs wird zum einen immer wieder das Lerninteresse neu geweckt und zum anderen die Ausdauer aufrechterhalten, da es immer wieder neue Herausforderungen gibt, in denen die Kompetenzen der einzelnen Schüler:innen stets neu gefordert werden.

Erfahrungen aus der Durchführung

Aus unserer Erfahrung nehmen wir mit, dass der Tagesablauf im Vorfeld gut strukturiert wurde. Hierbei ist es hilfreich einen Ablaufplan auszuhängen, an dem sich die Schüler:innen orientieren können.
Ebenso sollte jedes Kind möglichst immer beteiligt sein, sodass keine Langeweile und dadurch entstehende Unruhe aufkommt. Allerdings sollte es nicht zu einer Überforderung der Schüler:innen kommen. Weiterhin sollte die Lehrkraft bei Uneinigkeiten vermitteln, so dass zum Beispiel die Rollenverteilung über das Glücksrad gelost wird. In den Gruppenarbeitsphasen hat die Lehrkraft lediglich eine unterstützende Funktion. Bei Ausschweifungen der Themen und Ideen kann die Lehrkraft einschreiten und die Kinder auf ihre Wege lenken.

Das Thema Heterogenität spielt in jeder Klasse eine wichtige Rolle. Jedes Kind hat individuelle Stärken, die besonders an solchen Projekttagen gefördert werden können. Die Aufgaben können somit nach Stärken verteilt werden, zum Beispiel Schauspieler:in und Kameramann/Kamerafrau. Außerdem kann bei der Ideensammlung jeder etwas beitragen. Die Schüler:innen mit Schwierigkeiten im schriftsprachlichen Bereich können die Diktierfunktion des iPads verwenden, um nicht selber schreiben zu müssen oder sie tragen es mündlich bei und ihre Gruppenmitglieder schreiben die Ideen auf.

Beim nächsten Mal würden wir die Beobachtungsbögen für die beim Videodreh nicht beteiligten Kinder einsetzen, um Unruhe zu vermeiden.

Zusammenfassend sind wir mit unserem Ablauf des Projekttags sehr zufrieden. Die Kinder haben selbstständig viele gute Ideen entwickelt und einen tollen Film gedreht.

Tipps zur Durchführung mit mehreren Kleingruppen einer gesamten Klasse

Wir geben folgende Tipps mit auf den Weg:

  1. zeitliche Struktur nicht aus den Augen verlieren
  2. gegebenenfalls Phasen auf mehrere Tage aufteilen; zum Beispiel das Tool (Greenscreen) im Vorfeld erklären (oder Erklärvideo als Hausaufgabe aufgeben)
  3. Reflexion am Ende kurz gestalten und dann lieber die Projektergebnisse an einem anderen Tag ausführlicher reflektieren
  4. die Phasen einen Tag vorher genau erläutern, damit die Kinder selbstständig die Phasen durchlaufen können
  5. Phase 1 und 2 im Plenum, dann Phase 3, 4 und 5 in den Kleingruppen und Phase 6 wieder im Plenum, sodass die Lehrkraft einen Rahmen bietet, aber trotzdem zur eigenständigen Arbeit anregt
  6. Ausreichend Requisiten zur Verfügung stellen, um Streitigkeiten zu vermeiden

Info-Plakate

Da die Kinder des Projekttages uns vor dem Tag nicht kannten und auch nicht wussten, was wir mit ihnen gestalten, haben wir ein Informationsplakat erstellt:

Vorstellungsplakat Greenscreenvideo

Wichtig!! => Lasst die Kinder möglichst viel selbstständig eigene Ideen entwickeln. Die Kinder sind sehr kreativ und können ihre verschiedenen Stärken und Interessen an so einem Projekttag besonders gut entdecken und entfalten.

Viele weitere Tipps sind auf dieser Seite zu finden:

Literatur

http://diklusion.com/diklusion-in-der-schule/udl-diklusiv/ (letzter Zugriff: 18.08.2022)
https://leaschulz.com/diklusion/ (letzter Zugriff: 5.8.2022)

überarbeitet von Lea Schulz am 12.10.2022, die Inhalte wurden von Studierenden der EUF erarbeitet

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