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Diklusion – Fake-News

Autor:innen: Studierende der Europa-Universität Flensburg

Einleitung

Die digitale Welt gewinnt zunehmend an Komplexität. Soziale Medien überfluten uns mit einer Informationsvielfalt, die gerade für Heranwachsende schwer zu überblicken ist. Das stellt uns Lehrkräfte vor neue Herausforderungen: Wir müssen den Schülerinnen und Schülern nicht nur vermitteln, wie sie gezielt an Informationen gelangen, sondern vor allem auch, wie sie wahre von falschen und qualitativ hochwertige von minderwertigen Informationen unterscheiden können. Ziel dieses Unterrichtsentwurfs ist es, die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer 90-minütigen Doppelstunde für das Thema Fake-News zu sensibilisieren und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie Fake-News als solche erkennen können.
Fake News können eine Bedrohung für die Inklusion darstellen, da sie Vorurteile und Diskriminierung verstärken können. Besonders betroffen sind Minderheiten und Randgruppen, die bereits mit Vorurteilen und Ausgrenzung konfrontiert sind. Die Verbreitung falscher Informationen kann die Inklusion dieser Gruppen gefährden, da sie dadurch weiter stigmatisiert und ausgegrenzt werden können. Daher ist es wichtig, nicht nur Fake News zu erkennen, sondern auch die integrationsgefährdenden Elemente von Fake News zu thematisieren.

Die Schülerinnen und Schüler:

  • lernen, was Fake-News sind (Definition)
  • verstehen, wie schwer Fake-News als solche zu identifizieren sind
  • erhalten eine Fake-News-Checkliste und üben das Arbeiten mit ihr
  • lernen, welche Ziele mit Fake-News verfolgt werden
  • üben das Präsentieren ihrer Arbeitsergebnisse

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Überblick

Verlaufsskizze

  1. Zunächst wird eine einführende Fake-News gezeigt und anschließend das Vorwissen der Klasse aktiviert
  2. Eine formale Begriffsdefinition wird erarbeitet
  3. Anhand eines Quiz wird die Definition erprobt und Sensibilität für die Problematik erschaffen
  4. Es wird eine Checkliste zur Identifikation von Fake-News erarbeitet
  5. In Gruppenarbeit werden die Kriterien erprobt
  6. Abschließend werden die Ergebnisse vorgestellt und Sensibilität für die Ziele von Fake-News geschaffen

Min. 00-10: Begrüßung / Erklärung

Material: Vorbereitete Namensschilder mit Gruppenzugehörigkeit, insbesondere wenn die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler nicht persönlich kennt, andernfalls funktioniert jede andere Art von Gruppeneinteilung

Ablauf:

  1. Begrüßung der Klasse und Vorstellung der Lehrer (falls unbekannt)
  2. ggf. Klärung etwaiger Formalia (Anwesenheit, Hausaufgaben, Klassenregeln, etc.)
  3. Gruppeneinteilung und Umsetzen in den Gruppen (wir schlagen bei Bedarf vorbereitete Namensschilder mit Farben/Symbolen für Gruppenzugehörigkeit vor)

Min. 10-30: Einführung

Ziele: Aktivierung; Anknüpfung an Vorwissen; Definition als Arbeitsgrundlage

Material:

  • eine lustige Fake-News über eine Lehrkraft der Schule (o.ä.)
  • ein Medium um Beiträge zu sammeln (wir empfehlen Oncoo, alternativ Plakate, Karten, Tafel, etc.)
  • formale Fake-News-Definition (Download im Anhang)
Beispiel einer lustigen Einführungs-Fake-News, man sieht den Klassenlehrer in einem Kostüm und der Text dazu beschreibt, wie Steven Spielberg ihn für dessen neuen Film gecastet hat.
Beispiel Einführungs-Fake-News

Ablauf:

  1. Die Lehrkraft zeigt den Schülerinnen und Schülern zunächst die personalisierte Einführungs-Fake-News, zu der sie sich äußern sollen.
    Idealerweise fällt der Begriff Fake-News hier schon.
  2. Anschließend sollen die Schülerinnen und Schüler kurz (ca. 5-7 Min) in den Gruppen besprechen, was sie über Fake-News wissen und ihre Ergebnisse sammeln (z.B. auf Oncoo).
  3. Falls die Schülerinnen und Schüler zu sehr ins Stocken kommen, helfen leitende Fragen:
    • Was sind News? Was ist ein Fake?
    • Sind euch schonmal falsche Nachrichten begegnet? Wenn ja, wo? (Gerüchte an der Schule, Social Media, etc.)
    • Gegen wen richten sich solche Nachrichten meistens? (Minderheiten)
  4. Die Ergebnisse werden von der Lehrkraft geordnet (auf Oncoo bereits gut möglich, während die Schülerinnen und Schüler noch arbeiten) und vorgestellt.
  5. Abschließend wird die formale Definition digital/gedruckt ausgegeben.

Reflexion: Obwohl die Fake-News als sehr anschauliches und offensichtliches Beispiel gedacht war, hatten die Schülerinnen und Schüler teilweise Schwierigkeiten, sie als solche zu identifizieren. „Glaubt ihr, dass das wirklich stimmt?“ war als leitende Frage notwendig, um den gewünschten aktivierenden Effekt zu erzielen. Eventuell sollte das Beispiel noch offensichtlicher gestaltet werden.
Der Umgang mit Oncoo war vielen Schülerinnen und Schülern noch fremd, eine kurze Einführung wäre zielführend gewesen. Als sehr hilfreich erwies sich die Filterfunktion der Beiträge durch die Lehrkraft bei Oncoo, so wurden einige „unproduktive“ Antworten gar nicht erst auf dem Beamer angezeigt. Insgesamt waren wir mit der Vielfalt der Antworten auf diese eher offene Aufgabenstellung zufrieden.

Didiaktische Reserve: Wenn es zu lange dauert, kann die Phase jederzeit mit dem Vorlesen der Definition beendet werden. Wenn zu viel Zeit bleibt, kann die Definition exemplarisch auf die Einführungs-Fake-News angewendet werden, um sie zu verdeutlichen.

Min. 30 – 45: Kahoot-Quiz

Ziele: Erste spielerische Anwendung des erlernten Begriffs; Zeigen, wie schwer manche Fake-News von echten Nachrichten zu unterscheiden sind (Überleitung zur nächsten Phase nach der Pause, in der sie Kriterien zur Überprüfung erhalten)

Material: ein Kahoot-Quiz, o.ä.

Ablauf:

  1. Mit den Schülerinnen und Schülern das Kahoot spielen.
  2. Dabei nach jeder Aufgabe die Zeit nehmen, die Quelle zu erklären (Postillon, Correctiv, etc.) bzw. Diskrepanzen zwischen z.B. Artikelüberschrift und Inhalt aufzuzeigen.
  3. Nachdem die Schülerinnen und Schüler erfahren haben, wie leicht man sich irren kann, wird ihnen nach der Pause Hilfe in Aussicht gestellt.

Reflexion: Wir waren mit dem Quiz und seiner Wirkung zufrieden, die Schülerinnen und Schüler waren bereits mit Kahoot vertraut, es gab wie erwartet genügend Fehleinschätzungen und genügend Anlässe für Interaktionen zwischen Lehrkraft und Klasse.

Didiaktische Reserve: Je nach verbleibender Zeit die Ergänzungen zu den einzelnen Frage kürzen bzw. strecken, oder korrektiv gezielt vorstellen.

Pause

Min. 45 – 55: Wie erkennen wir Fake-News?

Ziele: Reaktivierung nach der Pause; Idealerweise weitestgehende Erarbeitung der Fake-News-Checkliste

Material: Fake-News-Checkliste (QR-Code befindet sich in der PowerPoint-Präsentation)

Checkliste

Ablauf:

  1. Frage ans Plenum: „Wie erkennen wir Fake-News? Tauscht euch für 2-3 Minuten mit eurer Sitznachbarin bzw. eurem Sitznachbarn aus.“
  2. Partnerarbeit 2-3 Min.
  3. Ergebnisse im Klassengespräch abfragen, dabei möglichst auf die Punkte der Checkliste hinarbeiten
    • „Was bedeutet es, wenn kein Verfasser ersichtlich ist?“
    • „Wie erkennt man denn, ob ein Profil auf sozialen Medien echt ist?“
    • usw.
  4. Checkliste vorstellen und verfügbar machen (gedruckt, per Airdrop, o.ä.)

Reflexion: Das Problem dieser Phase ist, dass es sich wieder um eine offene Aufgabenstellung handelt, die aber eine geschlossene Antwort erwartet. Wir wollen explizit auf die Punkte der Checkliste eingehen, von denen viele im Grunde zu anspruchsvoll sind, um sie von Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern in Eigenarbeit zu erwarten. Es ist daher unerlässlich, dass sich die Lehrkraft im Vorfeld mit der Checkliste auseinandersetzt, um gegebenenfalls Leitfragen formulieren zu können.

Didiaktische Reserve: Wenn es zu lange dauert, kann die Phase jederzeit mit der Ausgabe der Checkliste beendet werden. Wenn zu viel Zeit bleibt, kann die Checkliste exemplarisch auf die einleitenden Fiktionen angewendet werden.

Min 55-70: Gruppenarbeit: Fake-News erkennen

Ziel: Anwenden der Checkliste auf konkrete Beispiele

Material: Vorbereitete Fake-News (mindestens eine mehr als es Gruppen gibt), idealerweise in Papierform und laminiert

Fake-News-Gruppenarbeit

Ablauf:

  1. Austeilen jeweils einer Fake-News pro Gruppe.
  2. Die Schülerinnen und Schülern sollen sie anhand der Checkliste überprüfen und entscheiden, ob es sich um echte Nachrichten handelt oder nicht.
  3. Gruppenarbeit bis Ende der Phase (ca. 12-14 Min.)

Reflexion:

In dieser Phase treten die meisten Probleme auf.
Die Aufgabenstellung muss von den Schülerinnen und Schülern verstanden werden. Hilfreich ist es, die Aufgabenstellung während der Gruppenarbeit permanent über den Beamer anzuzeigen. Es kann aber auch vorkommen, dass selbst bei verstandener Aufgabenstellung den Schülerinnen und Schülern das methodische Vorwissen oder die digitale Methodenkompetenz fehlt, um die einzelnen Kriterien zu überprüfen. Es hat sich gezeigt, dass die meisten Gruppen nicht in der Lage waren, selbstständig mit der Bearbeitung zu beginnen. Daher ist es ratsam, zunächst gemeinsam im Klassengespräch zu beginnen und dann die einzelnen Gruppen intensiv in ihrer Arbeit zu unterstützen, idealerweise mit mehr als einer Lehrkraft.

Didiaktische Reserve: Wenn bekannt, die Fake-News gezielt nach dem Leistungsvermögen der Gruppen verteilen (komplexere Fake-News für stärkere Gruppen). Wenn eine Gruppe schnell fertig ist, vergewissern Sie sich, dass sie sorgfältig gearbeitet hat, und geben Sie ihr dann die Reserve-Fake-News (deshalb haben wir mindestens eine mehr als es Gruppen gibt) als zweite Aufgabe. Die ursprüngliche Aufgabe dieser Gruppe wird zur neuen Reserveaufgabe usw.

Min 70-90: Vorstellung der Gruppenergebnisse

Ziel: Lernkontrolle, Einüben von Präsentations- und Argumentationstechniken

Material: Die Aufgaben-Fake-News auf dem Beamer oder vorgedruckten Plakaten, o.ä.

Ablauf:

  1. Gruppen der Reihe nach ihre Ergebnisse vortragen lassen.
  2. Gegebenenfalls leitende Fragen stellen:
    • Zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?
    • Warum seid ihr zu diesem Schluss gekommen?
    • Was ist das Ziel dieser Fake-News?“
    • Was war für euch besonders schwierig?
    • Habt ihr euch länger mit bestimmten Fragen beschäftigt?
    • Gab es Meinungsverschiedenheiten in der Gruppe? Wenn ja, warum?
    • Was habt ihr am schnellsten herausgefunden? Was war leicht, was war schwer?
  3. Falls die Ergebnisse falsch sein sollten, Frage an die Klasse: „Was glaubt ihr..?“
  4. „Heute haben wir also gelernt, dass…“ zum Abschluss
  5. Gegebenenfalls Sitzordnung wiederherstellen, Materialien einsammeln, Aufräumen.

Reflexion: Es war notwendig, eine Vielzahl von Leitfragen zu stellen, damit die Schüler:innen ihre Ergebnisse gut präsentieren konnten. Interessant war vor allem, dass die Fake-News „Einbruch in Berliner Tierheim“ fälschlicherweise, aber mit großer Überzeugung, für wahr gehalten wurde. Grund dafür ist, dass es einen Zeitungsartikel mit gleicher Überschrift und gleichem Bild gibt, der zwar inhaltlich stark abweicht, aber bei oberflächlicher Betrachtung zu diesem Irrtum führt. Immerhin eine gute Gelegenheit, die Wichtigkeit des genauen Lesens zu betonen.
Es ist leicht, in dieser Phase den zeitlichen Rahmen der Unterrichtsstunde zu sprengen, daher ist es wichtig, die Zeit im Auge zu behalten, um jede Gruppe zumindest kurz vorstellen zu lassen und gleichzeitig die Unterrichtsstunde geordnet zu beenden.

Fake News über Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderungen bergen in Bezug auf Heterogenitätssensibilität ein nicht zu unterschätzendes Konflikt- und Ausgrenzungspotenzial in der Klasse. Die Lehrkraft sollte sich dessen im Vorfeld bewusst sein und etwaige Vorfälle zum Anlass nehmen, einen Bezug zum Thema herzustellen, denn Fake News sind heutzutage ein integraler Bestandteil von Ausgrenzung und Marginalisierung.

Redaktionelle Überarbeitung durch Dr. Lea Schulz

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