Zwei Kinder mit FFP2-Masken sitzen am Tisch und schauen auf einen Tablet. Auf dem Tisch liegen beschriftete Zettel.
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Diklusion und der faule Freund

Autor:innen: Studierende der Europa-Universität Flensburg

Videos erstellen – Digitale Bildung ist die Zukunft.

Das Ziel unserer Unterrichtseinheit war es, das Thema „Filme-Machen“ so differenziert wie möglich umzusetzen. Dabei konnten die Kinder den Gebrauch der App Puppet-Pals erwerben. Die Schüler:innen konnten sich kreativ, inszenatorisch und erzählend in verschiedenen Stationen beim Erstellen des Filmes ausleben. 

Diklusion

Die aktuelle Schullandschaft der meisten Lehrer:innen wird immer heterogener, da alte Schulsysteme bspw. zu Gemeinschaftsschulen zusammengelegt wurden, Inklusion weiter gefördert wird und Diagnosen und deren Maßnahmen immer präziser werden. Somit unterliegen Lehrkräfte mehr Anforderungen im Bereich der Unterrichtsplanung. Doch Medien können gerade im Kontext der Inklusion weiterhelfen. 

Nicht nur beim Einsatz digitalen Medien sollte das Universal Design for Learning (UDL) beachtet werden. Folgende Punkte helfen, das Lernen zu fördern:

  1. Das Gestalten verschiedener Wahlmöglichkeiten bei der Erarbeitung von Aufgaben
  2. Das Anbieten aktiver Lern- Ausdrucksmöglichkeiten
  3. Das Ermöglichen motivierten Lernens

In diesem Artikel sind die drei Faktoren genauer beschrieben.

Mithilfe von digitalen Medien im Unterrichts können einige Barrieren überwunden oder vereinfacht werden. Anhand unseres Beispiels soll die Teilhabe von allen im Vordergrund stehen. Alle Aufgaben und Stationen sind so aufgebaut, dass jedes Kind teilhaben kann. Verschiedene Barrieren wie Soziales, Kognitives, Sprachliches oder Strukturelles können mithilfe von Apps und Programmen verhindert oder geschmählert werden. Bei unserem Projekt haben wir darauf geachtet, die Aufgaben und Anweisungen so zu erstellen, dass alle mitmachen können. Durch schrittweises Vorgehen bei der Buch- und App-Erklärung und dem Erklären der Aufgaben wollten wir das sicherstellen. Die Aufgaben selbst sind jeweils in Bezug auf die Anforderungen differenziert, damit jeder seine Stärken einbringen kann. Die App Puppet Pals unterstützt dabei beispielsweise stark die Kreativität, wie wir z.B. in der Ausprobierphase bemerkten. Die Kinder brachten sich mit vielen Ideen ein und grundsätzlich wurden alle abgeholt. 

Buchvorstellung

In dem Bilderbuch ,,Der faule Freund“ wird die Freundschaft zwischen den Hauptrollen, die die Tiere Papagei, Schlange, Faultier und Frosch besetzen, vermittelt und deren Zusammenhalt näher gebracht. Die Geschichte findet im Dschungel statt, wo die Freunde, bis auf das Faultier, gemeinsam Kartenspiele spielen und das Faultier an einem Baum festgeklemmt schläft. In dem Moment wird der Baum gefällt und mit dem Faultier abtransportiert, die Freunde des Faultieres sehen dies und versuchen den Freund im Verlauf des Buches zu retten. Die Rettung gelingt ihnen und das Buch hat ein glückliches Ende.

Unter diesem Link ist das Bilderbuch erhältlich:

Aufbau des Projekttages und Unterrichtsverlaufsplan

Auf dem folgenden Bild ist die Planung des Projekttages abgebildet.

Es wird die Projektplanung gezeigt, die im nachfolgenden Text noch verschrfiftlicht und aufgeführt wird.
Grobe Unterrichtsvorplanung

Materialien

Für die Umsetzung des PuppetPals Videos benötigt man: 

  • Bilderbuch ,,Der faule Freund“
  • mind. 3 iPads und Ladekabel 
  • App PuppetPals HD Directors Pass 
  • ein Videoschneideprogramm 
  • ein ruhiger Raum für die Tonaufnahme oder eine Möglichkeit der Tonaufnahme innerhalb des Raums mit Schalldämpfung
  • Zusätzlich: 
    • Papier und Stifte (Buntstifte, Filzstifte)
    • Schleichtiere/ Kuscheltiere 

Durchführung des Projekttags

1. Kennenlernspiel, ,,Alle die“

Wir haben uns das Spiel „Alle die“ ausgesucht. In dem Spiel geht es darum, dass der Spielemaster, beziehungsweise der, der das Spiel anleitet, einige Aussagen trifft, beispielsweise „Alle die, die schon Videos gedreht haben.“ oder „Alle die, die aufgeregt sind.“. Diejenigen, bei denen diese Aussagen zutreffen, heben die Hand. Das Spiel dient dazu, sich besser kennenzulernen und erste Vorerfahrungen/Vorkenntnisse abzufragen.

2. Erarbeitung des Bilderbuchs

Im zweiten Teil wurde das Buch gemeinsam angeschaut und die Geschichte dazu in der Gruppe zusammengefasst. Hierbei war es wichtig, dass jede Schülerin, bzw. jeder Schüler zu Wort kommt. Dies kann z.B. durch eine feste Reihenfolge gewährleistet werden, außerdem sollten die Lehrkräfte darauf achten, dass jeder einmal etwas zeigen oder sagen darf. Auch die Methodik „think, pair, share“ könnte hier angewendet werden.

3. App erklären und die ersten Schritte ausprobieren Im dritten Teil wurde die App „PuppetPals“ von einer Studentin erklärt und im Anschluss sollten die Schüler:innen selbst die App benutzen, um erste Erfahrungen zu sammeln.

4. Planung und Umsetzung

Nachdem dies gemacht wurde, sollten die Schüler:innen im vierten Teil damit beginnen, die App dazu zu nutzen das Buch zu verfilmen.

Hierbei war es auch wichtig, dass jeder Schüler mitmachen kann. Deswegen wurden Rollen an die fünf Schüler:innen verteilt. Zwei Schüler:innen waren für die Vertonung des Filmes zuständig und zwei weitere Schüler für das Zuschneiden der Bilder. Die letzte Rolle war, der sogenannte „Helfer“, dieses Kind war dafür zuständig, dass den anderen Schüler:innen bei ihren Aufgaben unter die Arme zu greifen, beispielsweise musste es für die Vertonung der Sätze leise sein, so musste der „Helfer“ dann dafür sorgen, dass die Gruppe leise und rücksichtsvoll ist. Zudem rotierten diese Rollen, damit jeder Schüler für jede Aufgabe einmal zuständig war.

5. Produkt anschauen

Am Ende des Projekttages wurde das Produkt gemeinsam angeschaut und kommentiert.

6. Reflexion

Die Reflexion folgte nach dem Anschauen des Filmes. Hierbei war es uns wichtig zu wissen, was den Schüler:innen an dem Tag gefallen hat und was nicht, bzw. was wir als Leiter:innen des Tages nächstes Mal verbessern können. 

Erklärung des Tools

Die App „PuppetPals HD“ ist eine sehr einfach bedienbare App und bietet damit einen leichten Einstieg, um einen Trickfilm zu erstellen. Es sind keine Vorerfahrungen für diese App notwendig. Jedoch sind einige technische Aspekte wichtig für die Vorbereitungsphase. Für einen ersten kurzen Trickfilm bietet es sich an, die vorgegebenen Charaktere und Hintergründe zu verwenden.

Es ist die Oberfläche der App Puppet Pals abgebildet, dessen Schriftzug zu sehen ist. Hervorgehoben durch einen Pfeil ist unten rechts eine schwarze Schaltfläche mit "Press to Start".
Abb. 1 Press to Start

Der Button “Press to Start“ führt zur Auswahl der Charaktere (Actors). Hier können bis zu acht Figuren für ein Video ausgewählt und eingefügt werden. Durch den Button “Add Actor from Photo“ werden zwei Optionen angezeigt: “Take a Photo“ (Foto machen – hier öffnet sich die Kamera des iPads) oder “Choose Existing Image“ (vorhandenes Bild auswählen – hier öffnet sich das Fotoalbum des iPads).

Oberfläche der App Puppet Pals, oben steht choose up to Actors, darunter sind sieben verschiedene Charaktere abgebildet (Hexe, Fee, ...).
Abb. 2 Take a Photo

Die zuvor abfotografierten Bilder können so geöffnet und mit der im nächsten Schritt beschriebenen Touch-Funktion individuell zuschneiden. Hierfür wird die Figur mit dem Finger umkreist. Dafür erscheint eine grüne Linie. Die Auswahl kann mit einem Klick bestätigt (Accept) oder wiederholt werden (Recept). Sind alle Charaktere fotografiert, ausgeschnitten und eingefügt, erfolgt die Auswahl der Charaktere (per Klick) für das Video. Ein grüner Haken bestätigt die ausgewählten Charaktere. Über den Button “Next“ kommt es zur Auswahl der Hintergründe (Backdrops). Auch hier stehen Hintergründe zur Auswahl, aber auch das Erstellen eigener Hintergründe ist mit der Funktion “Add Backdrop from Photo“ möglich. Auch hier erfolgt die Auswahl wieder über einen Klick und per Next-Button erscheint ein Bühnenbild. Die Charaktere sind zunächst am Rand positioniert und werden per Touch animiert. Die Charaktere können individuell vergrößert oder verkleinert werden. Dafür kann mit zwei Fingern der Charakter größer oder kleiner gezogen werden.  

Die Oberfläche der App Puppet Pals ist zu sehen. Ein Bühnenboden, in der MItte ist ein Foto (ein Schloss) eingefügt, davor fliegt eine Fee und es sitzt ein Eichhörnchen auf dem Gras.
Abb. 3 Aufnahme und Hintergrund wechseln

Nach kurzer Übung kann der rote Aufnahme-Button am oberen Bildschirmrand gedrückt werden. Der „Pause“-Button ermöglicht kurze Unterbrechungen. Alles, was im Bühnenbild erscheint und bewegt wird, wird aufgenommen. Der Pause-Button ermöglicht kurze Unterbrechungen. Die Umgebung sollte leise sein, damit möglichst keine Zwischengeräusche im Video erscheinen. Der Pfeil unten links dient zum Verkleinern oder Vergrößern des Bühnenbildes. Soll der Hintergrund gewechselt werden, wird an der gelben Gardinenkordel oben gezogen. Durch die Stop-Taste wird die Aufnahme beendet. 

die Oberfläche von Puppet Pals wird gezeigt. Ein Pfeil zeigt auf ein Diskettenzeichen zum Speichern des Films oben mittig.
Abb. 4 Aufnahme speichern

 Die Play-Taste ermöglicht eine erste Sichtung der Aufnahme, bevor die Aufnahme über den Disketten-Button gesichert wird. Zur Speicherung wird ein Titel gefordert, bevor mit Success die Sicherung bestätigt wird. Die gespeicherten Videos sind unter “Saved-Shows“ zu finden. Von hier ist der Export eines Films in die Foto-Mediathek des iPads möglich.

Reflexion des Projekts

Schwierigkeiten, die auftreten können:

  • Projektvorbereitung: Die Rollenkarten haben sich als besonders vorteilhaft während der Erarbeitungsphase erwiesen. In der Erarbeitungsphase war jedem Kind bewusst, welche Aufgaben es zu tun hatte. Die methodische Überlegung mit der Rotation der Rollen hat dazu geführt, dass sie motiviert waren und Spaß hatten, die anderen Rollen zu übernehmen. Tipp: Legt vorher fest, ob eine Durchmischung der Gruppen ebenfalls erlaubt ist oder nicht.
  • Die Zeit muss während der gesamten Zeit im Auge behalten werden. Damit hatten wir nachher große Schwierigkeiten, da die Kinder an der Arbeit des Filmes sehr viel Spaß hatten und keinen richtigen Abschluss fanden.
  • Es sollte möglichst vorher ein Ziel festgelegt werden, bis wohin oder welche Teile des Buchs verfilmt werden sollen – ggf. kann mit den Kindern auch geplant werden, was man optional am Ende noch filmen kann, wenn noch Zeit übrig ist. Das haben wir in unserem Projekt leider nicht gemacht, würden es beim nächsten Mal aber unbedingt empfehlen. Die Kinder wollten am liebsten das ganze Buch verfilmen und das war, trotz guter technischer Kenntnisse, kaum in der Zeit machbar. So haben wir am Ende beim Zusammensetzen der Kurzfilme geholfen. Alternativ kann die Umsetzung der Filmerstellung an mehreren Tagen erfolgen. Dann ist auch die Verfilmung des ganzen Buches möglich.
  • Man sollte möglichst vorab schauen, ob alle in der Gruppe miteinander arbeiten können, oder ob es da Schwierigkeiten und Streitereien gibt. Hier gab es bei uns keinerlei Schwierigkeiten.

Tipps für die Umsetzung mit mehreren Kleingruppen einer gesamten Klasse

  • Expert:innengruppen bilden
  • einen Tagesplan erstellen, z.B. mit dem Lesestift: Anybook Reader
  • jede Phase bekommt ein Tier, z.B. die Leseeulenphase, Spinnenphase usw.
  • zu jeder Phase einen Timer einstellen
  • Texte, Geräusche und Figuren auf Vorrat haben, falls die Zeit zu knapp wird
  • Gesprächsregeln abstimmen
  • Menge der iPads beachten – jede Gruppe sollte ein iPad zur Verfügung haben
  • Methoden für die Reflexion:
  • die Instruktion bei der iPad- und App-Nutzung den Bildschirm, z.B. am Smartboard zeigen
  • festgesetzte Zeit fürs Ausprobieren der App (nicht zu lange, erfahrungsgemäß sind die Kinder sehr kreativ)
  • nach Erkundung der App ca. 2-3 Werke zeigen
  • Eventuell Apps zur Unterstützung verwenden, damit sich alle Kinder gleichermaßen am Projekt beteiligen können (z.B. Übersetzungsapps, oder auf die Bedienungshilfen der Geräte zurückgreifen)

Literatur

Baumert, B., Willen, M. (Hrsg.) (2019): Zwischen Persönlichkeitsbildung und Leistungsentwicklung.  Fachspezifische Zugänge zu inklusivem Unterricht im interdisziplinären Diskurs. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.

Jochim, V. (2021): Inklusion durch digitale Medien? Blended-Learning-Weiterbildung für Fachkräfte aus Pädagogik und Heilerziehungspflege. 

König, P., (2020): Digitale Medien und Inklusion in der wissenschaftlichen Weiterbildung: Ein Einblick zum Stand der Professionalisierung. 

Schulz, L. (2018): Digitale Medien im Bereich Inklusion. Seelze: Klett/Kallmeyer

überarbeitet von Lea Schulz am 12.10.2022, die Inhalte wurden von Studierenden der EUF erarbeitet

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