Allgemein,  Filmsynchronisation

Eine Filmsynchronisation mit der ersten Klasse

ein Beitrag der Studierenden des Seminars „Diklusion an Grundschulen“ der Europa-Universität Flensburg

Im Zeitalter der Digitalisierung haben digitale Medien nicht nur unseren Alltag grundlegend verändert, sondern bieten auch innovative Wege für Bildung und Kreativität. Dieser Beitrag widmet sich einem spannenden Projekt, das die Welt der Filmsynchronisation mit dem wichtigen Konzept der Inklusion verknüpft. Es wird eine wegweisende Bildungserfahrung erforscht, bei der Schüler:innen in der Primarstufe, hier spezifisch der ersten Klasse, nicht nur die Grundlagen der Filmsynchronisation und die dafür benötigten Werkzeuge erlernen, sondern auch die Bedeutung von Inklusion und gemeinschaftlichem Lernen erfahren.

Es wird eine Lernumgebung mit innovativen pädagogischen Ansätzen präsentiert, in der alle Kinder die Chance erhalten, ihre kreativen Talente zu entfalten, voneinander- und vor allem miteinander zu lernen. Das besondere an der Umsetzung des Projekts ist es, dass es keine umfangreich entwickelte Lese- und Schreibkompetenz der Schüler:innen bedarf.

Inklusion im Bildungsbereich bedeutet, dass allen Menschen die gleichen Möglichkeiten offen stehen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potentiale zu entwickeln, unabhängig von besonderen Lernbedürfnissen, Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen.

Deutsche UNESCO- Kommission e.V. 2014, S.9

Zentrale Ziele der Projekteinheit

Die Schüler:innen

  • lernen mithilfe einer Checkliste, was eine gute Filmsynchronisation braucht
  • entwickeln gemeinsam eine kreative Geschichte passend zum Film
  • lernen technische Fertigkeiten im Umgang mit iMovie kennen (Videos importieren, Stimme einsprechen, schneiden, kombinieren)
  • können die emotionale Stimmung der Szene mit den richtigen Audiospuren in Einklang bringen
  • lernen mit Schwierigkeiten während der Synchronisation umzugehen
  • arbeiten effektiv und kooperativ zusammen

Aufbau des Projekts

Der Projekttag ließ sich in sechs Phasen unterteilen, die wir vom Kennenlernen durch ein lockeres Kennenlernspiel bis zu der finalen Abschlussrunde durch die Premiere der fertigen Synchronisationen und der Verleihung der Synchronisationsführerscheine durchlaufen sind. Die Phasen 1 und 2, in denen wir uns dem Kennenlernen, der groben Orientierung und dem thematischen Einstieg gewidmet haben, haben wir zeitlich in der ersten Unterrichtsstunde und vor der ersten großen Pause verortet. Die fundamentalen Arbeitsphasen 3 und 4 haben die anschließenden nächsten zwei Unterrichtsstunden in unserer Planung in Anspruch genommen, da hier insbesondere die technische und inhaltliche Umsetzung des Projektes im Fokus stand. Die letzten beiden Phasen waren dann in der letzten Unterrichtsstunde untergebracht.

Wir, als Gruppe, haben unseren Zeitplan sehr offen gehalten, damit wir flexibler vor Ort sein konnten. Dadurch war es uns möglich individuell in Absprache miteinander kleine Zwischenpausen einzulegen, abgesehen von den festgesetzten großen Pausen, an denen wir uns orientiert hatten.

Die inhaltliche Planung unserer Stunden hatten wir nach Themenbereichen aufgeteilt und wurden von einer sich durchziehenden PowerPoint stets im Hintergrund begleitet. Als Gruppe haben wir besonderen Wert darauf gelegt, dass sich sowohl die Inputs der einzelnen Leitpersonen abwechseln, wie dass sich eine aktive Phase der Schüler:innen mit einer inaktiveren Phase abwechseln.

Diklusive Lernumgebung

Eines der zentralen Ziele dieses Projekttages war es die Schüler:innen anzuregen, zu ermutigen und zu befähigen, ihren kreativen Vorstellungen der Vertonung der Szene nachgehen zu können, dafür mussten wir präventiv Barrieren verringern. Ein Versuch, um diese Barrieren zu verringern, war es, dass wir eine ausführliche Einführung mit zusammenhängenden Übungsphasen in Bezug auf das iPad und die App iMovie eingeplant hatten. Es sollten alle fähig sein eine Tonspur aufzunehmen, zu stoppen, zu schneiden und zu verschieben, ohne auf die Hilfe und Unterstützung von uns zurückgreifen zu müssen.

Ein Versuch auf sozialer Ebene möglichst viele Barrieren und Hemmungen zu nehmen war es, allgemeine Umgangsregeln im Miteinander zu thematisieren, indem wir durch ein Kennenlernspiel ein gutes Gruppenklima schaffen wollten und indem wir die Kleingruppen zusammen mit den Kindern festgelegt haben und nicht im Vorhinein. Umso geringer die Hemmungen gegenüber der Lehrkraft und den Gruppenmitgliedern, desto eher entsteht Raum für eine gute, eigenständige kreative Arbeit.

Materialien

Abgesehen von analogen Materialien, wie Geräuschkarten, haben wir digitale Materialien verwendet, auf die die Schüler:innen mit jeweils einem eigenen iPad stets zurückgreifen konnten. Es bietet sich an, die „Checkliste mit Audiodateien“ und die „Anleitung iMovie“ mit dem BookCreator zu öffnen. Die Schüler:innen können sich die kurzen Audios dann in ihrem eigenen Tempo anhören.

Als Tipp: Das „Skript“ kann ebenfalls über den BookCreator geöffnet werden, sodass Schüler:innen mit nicht ausreichender Schreibkompetenz, ihren Sprecher:innenanteil einsprechen können. Zudem können sie sich dann direkt darin ausprobieren, wie ihre Stimme klingt und die Kinder können sich untereinander helfen und verbessern.

Durchführung

Der Ablauf ist in sechs Phasen aufgeteilt, bei denen die Grenzen nicht deutlich festgelegt sind und es somit flüssige Übergänge gibt.

  1. Kennenlernen

In der ersten Phase der Einheit hat jede:r Schüler:in ein Namensschild bekommen und es sind alle in einem großen Sitzkreis zusammengekommen. Um die Schüler:innen kennenzulernen und uns vorzustellen, haben wir uns für das Spiel „Zeitungskloppe“ entschieden. Abschließend wurde der Ablaufplan und das Ziel der Stunde erklärt.

2. Ideensammlung

In der zweiten Phase wurde die vertonte Szene vorgespielt. Danach wurde geklärt, was es für eine gute Filmsynchronisation braucht („Checkliste Filmsynchronisation“). Anschließend sind die Schüler:innen in Gruppen aufgeteilt worden und konnten erste Charakterbeschreibungen notieren. Als Hilfestellung dienten dabei auch die von uns vorformulierten Hilfskarten.

3. Technik kennenlernen

In der dritten Phase bekamen die Schüler:innen ihre iPads ausgehändigt und lernten das genutzte Programm „iMovie“ kennen („iMovie Anleitung“). Die Phase ist außerdem dazu genutzt worden, Beispielaufnahmen zu erstellen, um den Schüler:innen den Umgang mit dem Programm im weiteren Verlauf zu vereinfachen. Dabei war darauf zu achten, dass die Schüler:innen nicht zu viel Zeit in die Übungsaufnahmen stecken, damit ausreichend Zeit für die Fertigstellung der synchronisierten Szene bleibt.

4. Planung des Produkts

Mit der vierten Phase sind die Vorbereitungsphasen vorbei und es beginnen die Hauptphase, in der das Produkt entstehen soll. In dieser Phase erstellen die Schüler:innen in ihrer Kleingruppe das fertige Skript („Skript Übersicht“). Dabei sind die Kleingruppen beim Notieren und Aufschreiben ihrer Dialoge unterstützt worden. Bei der gemeinsamen Erarbeitung des Skripts stellte sich auch schnell heraus, welche Gruppen gut funktionierten und welche mehr betreut werden mussten.

5. Umsetzung des Projekts

Nun beginnt die Phase, in der die Schüler:innen ihre eigene Filmszene synchronisieren und schneiden sollen. Auch hier haben die Schüler:innen weiterhin in ihren Kleingruppen gearbeitet und sind von den Student:innen unterstützt worden. Hierbei war es zudem wichtig, dass jede Gruppe ihren eigenen Platz ohne Hintergrundgeräusche bekam. Dabei konnten sich die Gruppen innerhalb des Klassenzimmers auch untereinander verständigen, abwechselnd aufzunehmen. Wenn einige Gruppen vor Ablauf der Zeit mit ihrem Filmausschnitt fertig waren, sind die Student:innen mit der Gruppe den gesamten Ausschnitt auf mögliche Verbesserungen (z.B. bessere Synchronität mit den Lippen der Figur und Lückenfüller für Tonpausen), sodass der Filmausschnitt fertig für die anschließende Präsentation ist.

6. Reflexion und Ansehen des Produkts

In der letzten Phase und somit der Abschlussphase, kommen wieder alle gemeinsam in einem Stuhlkreis zusammen und es werden sich die synchronisierten Filmausschnitte angeschaut.

Mit Abschluss dieses Projekts haben alle Schüler:innen einen Synchronisationsschein bekommen („Synchronisationsschein“).

Reflexion

Zu dieser Projektumsetzung ist auf ausreichende Unterstützung im Klassenraum zu achten. Im besten Fall gibt es eine Betreuer:in pro Gruppe (z.B. ein:e Schüler:in aus einer höheren Klassenstufe), sodass Hilfestellungen geboten werden können. Des Weiteren ist es hilfreich und notwendig, dass sich die jeweiligen Gruppen auf genügend Räume/Ecken aufteilen können, da es ansonsten zum Einen zu einer sehr hohen Lautstärke in der Klasse kommt und zum Anderen die äußeren Störungen in den einzelnen Audiodateien zu hören sind. Da heißt es flexibel und kreativ zu bleiben, dann können auch so tolle Zufälle wie Vogelgezwitscher im Hintergrund entstehen.

Besonderes Augenmerk bei der Planung und Durchführung eines solchen Projektes ist auf das Zeitmanagement zu legen. Zwar sollen die Schüler:innen sich in Ruhe und ausführlich mit der Checkliste zur guten Filmsynchronisation und dem Tool iMovie vertraut machen, allerdings heißt es in späterer Phase auch „learning by doing“. Lieber sollte den Schüler:innen ausreichend Zeit zur Planung ihrer Filmszene und zur tatsächlichen Synchronisation mitsamt den dazugehörigen Feldern wie Schneiden und Korrigieren gegeben werden. Insbesondere ist in dieser Phase zu beachten, als ermutigende Unterstützung beizustehen und Vergleiche, wie Schnelligkeitswettkämpfe unter den Schüler:innen direkt zu unterbinden.

Die Reflexion am Ende des Projekts haben die Schüler:innen und wir als besonders lehrreich empfunden, da hier besonders tolle Beiträge in Bezug auf die Herangehensweise und die Ergebnisse kamen. Aus diesem Grund wäre sehr zu empfehlen hier genügend und mehr Zeit, als wir sie am Ende hatten, einzuplanen. Insbesondere die Visualisierung und Festhalten dieser Reflexion gilt es auszubauen. In Zukunft wäre es zum Beispiel hilfreich gemeinsam eine Reflexionscluster zu erstellen.

Didaktische Reserve

  1. Sollten die Schüler*innen frühzeitig fertig sein, können sie ein Intro und/ oder einen Abspann mit iMovie erstellen.
  2. Die bis dato erstellte Filmszene, kann mit einer Erzähler:innenstimme ergänzt werden.

Literatur

Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (2014). Inklusion: Leitlinien für die Bildung. Bonn. https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-05/2014_Leitlinien_inklusive_Bildung.pdf (zuletzt aufgerufen am 31.08.2023)

Redaktionelle Überarbeitung durch Dr. Lea Schulz

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