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Diklusion: Projekttag Podcast

Autorinnen: Student:innen der Europa-Universität Flensburg

Herzlich willkommen !

In dem Projekt „Podcast-Erstellung erstellen Schüler:innen selbstständig einen kleinen Podcast, indem sie ihre Großeltern über deren Berufe interviewen und die Gespräche über eine App auf iPads aufnehmen. Die Lehrkraft unterstützt die Schüler:innen hierbei nur mit Tagesplänen und Hilfsvideos, um eine weitgehend autonome Durchführung zu ermöglichen und verbleibt während des gesamten Projektes möglichst im Hintergrund.

Projektziele und Umsetzung

Das Projekt zielt darauf ab, die Medienkompetenz der Schüler:innen zu fördern und den intergenerationellen Austausch zu stärken. Die Kinder erstellen Podcasts, in denen sie ihre Großeltern über deren Berufe interviewen. Die Lehrkraft fungiert dabei als Unterstützung, während die Schüler:innen das Projekt weitgehend selbstständig durchführen. Eine strukturierte Checkliste mit Abhakmöglichkeiten, Erklärvideos und Beispielvideos, die über QR-Codes zugänglich sind, dient als Leitfaden. Die einzelnen Tagesabschnitte sind mit passenden Symbolen versehen, damit die Kinder leichter die jeweils passenden Hilfskarten finden können.

Für die Aufnahme der Podcasts eignet sich die App GarageBand von Apple. GarageBand bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche mit Funktionen wie Mehrspuraufnahmen, Effekten und einfachen Schnittwerkzeugen, die ideal für Podcast-Projekte sind. Durch Drag-and-Drop können Audioaufnahmen leicht bearbeitet und organisiert werden, was die kreative Arbeit am Projekt erleichtert.

Was ist eigentlich Diklusion?

Das Wort Diklusion kombiniert „digitale Medien“ und „Inklusion“ (vgl. Schulz 2020, S.1). Inklusion verfolgt die Ziele Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit, die zur „Bildung für alle“ beitragen. Dadurch wird Teilhabe aller Schüler:innen am Unterricht und der Gesellschaft ermöglicht, unabhängig von Beeinträchtigungen (vgl. Schulz 2020).

Bildungsgerechtigkeit kann durch digitale Medien erheblich gefördert werden, da diese sich durch ihre Multimedialität, Interaktivität und Adaptivität auszeichnen. Solche Medien ermöglichen es Schüler:innen mit Beeinträchtigungen, schulische Aufgaben ebenso gut zu bewältigen wie ihre Mitschülerinnen, wodurch eine hochwertige Bildung für alle zugänglich wird (Schulz 2020). Die Nutzung digitalisierter Materialien und Medien unterstützt maßgeblich die Inklusion (vgl. Böttinger & Schulz 2023, S. 56). Ein inklusiver Unterricht, der digitale Medien einsetzt, berücksichtigt sowohl Schüler:innen mit Behinderungen, deren gesellschaftliche Teilhabe durch den Medieneinsatz verbessert werden kann (vgl. Feldmann & Capovilla 2023, S. 81), als auch beispielsweise Schüler:innen mit Lernschwächen wie LRS, indem Arbeitsaufträge über Tonaufnahmen vermittelt und kurze informative Videos zum Thema bereitgestellt werden können.

Ein Problem ist die digitale Kluft („digital gap“), die Unterschiede im Zugang zu Medien, in den Nutzungsweisen und den Ergebnissen beschreibt. Diese Kluft bedeutet, dass Schüler:innen unterschiedliche Voraussetzungen haben, um digitale Medien zu nutzen, was ihre Bildungschancen ungleich macht. Einschränkungen im Zugang zu Medien führen zu ungleichen Bildungschancen. Trotz Fortschritten im Zugang zu digitalen Geräten in Deutschland ist die Nutzung und die damit verbundenen Bildungsergebnisse nach wie vor unterschiedlich (vgl. Schulz 2020, S.39f).

In heterogenen Lerngruppen können Diskrepanzen durch Differenzierung oder Individualisierung, Unterstützung sowie Ko-Konstruktion/Kooperatives Lernen teilweise behoben werden. Diese Methoden passen Aufgaben an den individuellen Lernstand an, bieten Hilfestellungen oder fördern gemeinsames Arbeiten (vgl. Schulz 2020).

Falls Sie mehr Informationen zu dem spannenden Thema Diklusion möchten, ist hier eine tolle Website von Lea Schulz, die verschiedene Beispiele nennt und Diklusion in seiner Vielfältigkeit erklärt.

Dieses Bild zeigt mehrere farbige Karten, die an einem gelben Band befestigt sind. Jede Karte hat ein weißes Etikett, auf dem Text und ein QR-Code abgebildet sind. Die Karten sind in verschiedenen Farben, darunter rot, orange und lila. Auf den Etiketten stehen Anweisungen zur Verwendung der App GarageBand auf einem iPad sowie weitere Hilfestellungen zur Audioaufnahme. Neben dem Text befinden sich kleine Symbole, die jeweils zur Erklärung der Aufgaben dienen.

Schaffung einer diklusiven Lernumgebung:

In unserem Projekt haben wir den Ablauf mit Videos begleitet. Jede Aufgabe auf unserem Aufgabenzettel wurde durch ein Video unterstützt, um die Aufgaben zu verdeutlichen und als Anleitung zu dienen. Schüler:innen, die lieber ohne Hilfsmittel arbeiten, werden durch die Videos nicht behindert. Diejenigen, die nicht gut lesen können oder zusätzliche Unterstützung benötigen, erhalten durch die Videos Erklärungen, Vorstellungen der App und Ideenanreize. Die Videos können jederzeit pausiert werden, sodass kein Kind ausgeschlossen wird.

Um leichter die passenden Videos zu finden, sind die Hilfskarten mit kleinen Symbolen versehen, die zu der jeweiligen Aufgabe auf dem Tagesplan passen.

GarageBand:

Hier ist ein Link zu GarageBand im iTunes-Store.

Das ist eines der Erklärvideos, hier wird die App Garageband vorgestellt!

Eine kurze Anleitung zur Durchführung:

Phase 1: Vorbereitung der Interviews

Hier steht die Vorbereitung der Interviews im Mittelpunkt. Die Schüler:innen brainstormen in Kleingruppen Ideen für Interviewfragen und erstellen einen Fragenkatalog. Schwierigkeiten wie die Formulierung von Fragen oder Nervosität werden durch das Bereitstellen von Beispiel-Fragen und Rollenspiele zur Übung der Interviews angegangen. Hierfür gibt es einen Arbeitsbogen, auf dem die Kinder ihre Fragen schreiben können und diese auch direkt untereinander aufteilen können.

Phase 2: Einführung in das Aufnahme-Programm

Nun geht es um die Einführung in das Aufnahme-Programm. Die Kinder sehen sich Erklär- und Beispielvideos an, die die Nutzung der Aufnahme-Apps veranschaulichen. Sie lernen die Grundlagen der Interviewführung und der Podcast-Erstellung kennen. Es wird geübt, einander Fragen zu stellen und sich selber mit Garageband aufzunehmen um das Programm auszutesten. Technische Probleme und Unsicherheiten beim Interviewen werden durch zusätzliche Erklärvideos und individuelle Hilfestellungen präventiv angegangen. Benötigte Materialien sind Tablets (im besten Falle zwei pro Gruppe: eines zum Aufnehmen und eines zum Erklärvideo anschauen) mit entsprechender Software (diese ist bei Apple vorinstalliert!)

Phase 3: Durchführung der Interviews

Jetzt werden die Interviews durchgeführt. Die Schüler:innen führen diese mit ihren Großeltern durch, die in die Schule eingeladen wurden, und nutzen Aufnahmegeräte oder Apps, um die Gespräche aufzuzeichnen. Die Lehrkraft koordiniert den Ablauf, stellt die Technik bereit und hilft eventuell bei technischen Problemen. Benötigte Materialien sind die Tablets mit Aufnahme-Apps, (stille) Sitzgelegenheiten für Interviews und Fragen-Checklisten.

Phase 4: Bearbeitung und Präsentation der Interviews

Anschließend steht die Bearbeitung und Präsentation der Interviews im Fokus. Die Kinder bearbeiten die Aufnahmen, schneiden und fügen sie zusammen. Sie erstellen den fertigen Podcast, schnelle Schüler:innen haben die Möglichkeit, Intros und Outros für ihre Podcasts zu erstellen. Schwierigkeiten beim Schneiden und Bearbeiten der Aufnahmen werden durch Schritt-für-Schritt-Anleitungen und notfalls individuelle Unterstützung angegangen.

Abschlussphase: Reflexion und Präsentation

Abschließend folgt die Reflexion und der Abschluss des Projekts. Die Schüler:innen reflektieren über ihre Erfahrungen und geben Feedback. Sie präsentieren ihre Podcasts vor der Klasse und den Großeltern. Die Lehrkraft moderiert die Reflexions- und Feedback-Runde und organisiert die Abschlusspräsentation.

Das ist unser Podcast über den Beruf Justizfachangestellte.

Das ist unser Podcast über den Beruf Koch.

Das ist unser Podcast über den Beruf Sekretärin.

Durch die Einbindung digitaler Medien und den intergenerationellen Austausch war das Projekt sehr erfolgreich. Wir hoffen, dass diese Anleitung Ihnen hilft, dieses Projekt auch in Ihrer Schule umzusetzen, und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen und Erfahrungen!

Die vielfältigen Kompetenzbereiche des Projektes:

1. Medienkompetenz
Die Schüler:innen lernen, verschiedene analoge und digitale Medien zu nutzen und deren Einsatzmöglichkeiten zu verstehen. Sie entwickeln die Fähigkeit, Medien zur Präsentation von Sachwissen zu nutzen und eigene Lernergebnisse sowohl mit analogen als auch digitalen Medien sachangemessen aufzuarbeiten und zu präsentieren .

2. Sprachliche Fähigkeiten und Kommunikation
Im Rahmen des Projekts verbessern die Schüler:innen ihre sprachlichen Fähigkeiten durch die aktive Teilnahme an Interviews und die Erstellung von Podcasts. Sie setzen sich mit der Sprache von Texten auseinander, entwickeln eigene Gedanken und Modelle zu den Inhalten und sprechen über diese .

3. Soziale Kompetenzen und intergenerationeller Austausch
Das Projekt fördert das Verständnis und die Empathie der Schüler:innen gegenüber älteren Generationen. Durch die Interviews mit ihren Großeltern lernen sie, die Perspektiven anderer einzunehmen und gesellschaftliche Prozesse besser zu verstehen .

4. Technische Kompetenzen
Die Schüler:innen erwerben grundlegende Kenntnisse im Umgang mit digitalen Aufnahme- und Bearbeitungsprogrammen wie GarageBand. Sie lernen, wie sie Tonaufnahmen erstellen, schneiden und organisieren können .

5. Problemlösungsfähigkeiten und Kreativität
Durch die Bearbeitung und Präsentation der Podcasts entwickeln die Schüler:innen Problemlösungsfähigkeiten und Kreativität. Sie lernen, technische Probleme zu identifizieren und eigenständig Lösungen zu finden, während sie gleichzeitig kreative Wege zur Präsentation ihrer Arbeit entwickeln .

6. Sachkompetenz in verschiedenen Themenfeldern
Das Projekt integriert verschiedene Themenfelder des Sachunterrichts, wie Arbeit und Wirtschaft, technische Erfindungen und Medien. Dies ermöglicht den Schüler:innen, Sachinformationen aus verschiedenen Perspektiven zu entnehmen und zu reflektieren .

7. Selbstbestimmung und Eigenverantwortung
Die Schüler:innen übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Lernprojekt, arbeiten eigenständig und treffen Entscheidungen über den Ablauf und die Gestaltung ihrer Podcasts. Dies stärkt ihre Fähigkeit zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung im Lernprozess .

Durch die vielfältigen Lernziele wird das Projekt zu einem integrativen Lernansatz, der sowohl die technischen, sprachlichen als auch sozialen Kompetenzen der Schüler:innen fördert und sie auf eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben vorbereitet.

Materialien:

Hier sind unsere erstellten Materialien, Sie dürfen diese gerne nutzen und auch für ihre Klasse anpassen!

Arbeitsbögen:

QR-Codes zu den Erklärvideos:

Planungsraster:

Die Materialien und Videos stehen unter einer CC-0-Lizenz (mit Ausnahme der Screenshots und Screencasts, Rechte bleiben beim Anbieter) frei zu Ihrer Verfügung.

Tipps und Tricks zum Nachmachen:

Projektvorbereitung:

  • Ziele festlegen: Definieren Sie die Lernziele des Projekts klar. Dazu gehören die Förderung der Medienkompetenz, das Training der sozialen Fähigkeiten und die Stärkung des Austauschs. Auch wenn Sie nicht die Möglichkeit haben Interviewgäste einzuladen, könnten die Schüler:innen sich gegenseitig, oder auch Hausmeister oder andere Lehrkräfte befragen!
  • Materialien bereitstellen: Stellen Sie sicher, dass Tablets oder Computer mit Aufnahme-Apps wie GarageBand zur Verfügung stehen. Setzen Sie auch QR-Codes mit Erklärvideos ein, die die Nutzung der Apps erklären.
  • Garageband kennen lernen: Klicken Sie sich selber etwas durch die App durch! Hier ist ein kleines Youtube-Video, das die gesamte App genauer erklärt!

Interviews vorbereiten:

  • Brainstorming-Sitzungen: Lassen Sie die Schüler:innen in Kleingruppen Ideen für Interviewfragen sammeln und einen Fragenkatalog erstellen.
  • Übungen durchführen: Üben Sie das Stellen und Beantworten von Fragen durch Rollenspiele. Nutzen Sie Beispiel-Fragen und Rollenspiele, um den Schüler:innen Sicherheit zu geben.

Technische Einführung:

  • Erklärvideos nutzen: Stellen Sie den Schüler:innen Erklärvideos zur Verfügung, die die Nutzung der Aufnahme-Apps veranschaulichen. Diese Videos sollten einfach zugänglich über QR-Codes sein, damit die Kinder diese frei nutzen können.
  • Technische Unterstützung: Stellen Sie sicher, dass Sie oder eine andere technische Fachkraft bei Bedarf Unterstützung bieten können. Testen Sie alle Geräte im Voraus, um technische Probleme zu vermeiden.

Durchführung der Interviews:

  • Raumorganisation: Organisieren Sie stille Sitzgelegenheiten für die Interviews und stellen Sie sicher, dass die Schüler:innen ungestört arbeiten können.
  • Koordination: Planen Sie den Ablauf der Interviews und stellen Sie sicher, dass die Interviewpartner über die Details informiert sind und pünktlich erscheinen.

Audio-Bearbeitung:

  • Schritt-für-Schritt-Anleitungen: Geben Sie den Schüler:innen klare Anleitungen zur Bearbeitung ihrer Aufnahmen. Nutzen Sie Videos oder schriftliche Anleitungen, um den Prozess zu erklären.
  • Kollaboration fördern: Ermutigen Sie die Schüler:innen, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig bei der Bearbeitung der Aufnahmen zu unterstützen.

Präsentation und Reflexion:

  • Präsentation vorbereiten: Lassen Sie die Schüler:innen ihre fertigen Podcasts vor der Klasse präsentieren. Stellen Sie sicher, dass die Präsentation gut organisiert ist und jeder Schülerin die Möglichkeit hat, seine/ihre Arbeit vorzustellen.
  • Reflexionsrunde: Führen Sie eine Reflexionsrunde durch, in der die Schüler:innen über ihre Erfahrungen sprechen und Feedback geben können. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um das Projekt gemeinsam zu evaluieren und Verbesserungsvorschläge zu sammeln.

Inklusion sicherstellen:

  • Hilfsmittel bereitstellen: Stellen Sie sicher, dass alle Schüler:innen Zugang zu den benötigten Hilfsmitteln haben. Dies kann durch zusätzliche Erklärvideos, schriftliche Anleitungen oder individuelle Unterstützung erfolgen.
  • Anpassungen vornehmen: Seien Sie bereit, Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass alle Schüler:innen unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen am Projekt teilnehmen können.
Das Bild zeigt eine bunte Reihe von stilisierten Figuren, die Hand in Hand stehen. Die Figuren sind in einem cartoonartigen Stil gezeichnet, mit simplen, runden Köpfen, großen, lachenden Gesichtern und einfachen Körpern. Sie tragen verschiedene bunte Kleidung: grüne, blaue, gelbe, orange und pinke Oberteile mit Punkten oder einfarbigen Shorts.  Die Figuren repräsentieren Vielfalt: Sie haben verschiedene Hautfarben und Frisuren, was auf eine inklusive und vielfältige Gemeinschaft hinweist. Einige der Figuren tragen Mützen. Die Reihe der Figuren symbolisiert Zusammenhalt und Gemeinschaft, indem sie sich an den Händen halten.

Anmerkung der Autor:innen: Nicht jedes dargestellte Foto und Video ist aus einer unserer Gruppen, einige Schüler:innen durften nicht fotografiert oder gefilmt werden. Die verwendeten Fotos/Videos sind jedoch alle aus dem selben Projekt, die Durchführung war somit ähnlich.

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