Allgemein,  Diklusion,  Künstliche Intelligenz,  Universal Design for Learning

Station 13: Mit der KI „Suno“ einen Song erstellen

Autor:innen: Studierende der Europa-Universität Flensburg

Die vorliegende Unterrichtsidee ist im Rahmen einer Stationsarbeit mit Schulkindern einer zweiten Klasse in etwa 30 Minuten durchgeführt worden. Mit ein paar Anpassungen kann diese allerdings auch im Rahmen einer ganzen Unterrichtsstunde durchgeführt werden und kann so entweder zu Beginn einer Unterrichtsreihe oder als einzelne Stunde eingesetzt werden. Hauptziel ist das Erstellen eines Liedes mithilfe der Künstlichen Intelligenz Suno. Dabei sollen die Kinder möglichst selbstständig arbeiten, da die Station als diklusive Lernumgebung geplant worden ist. Diklusion ist eine Wortverschmelzung der beiden Bezeichnungen „Digitale Medien“ und „Inklusion“. Die Schaffung einer diklusive Lernumgebung bedeutet daher, dass mit Hilfe von digitalen Medien eine inklusive Lernumgebung geschaffen wird, also eine Lernumgebung, welche möglichst wenig Einschränkungen für alle Beteiligten enthält.

Wir wollen mit unserer Station die Kinder für das Thema KI begeistern und Faszination wecken. Die Station kann also auch gut zu Beginn einer Unterrichtseinheit verwendet werden, weil die Kinder das Phänomen KI eigenständig erfahren. Ziel ist es, dass möglichst alle Kinder ohne Hilfe mindestens ein eigenes Lied erstellen können. Neben der Schulung der kreativen Fähigkeiten erhalten so alle Kinder, unabhängig von ihrem Hintergrund, die Möglichkeit, sich mit KI-Tools auseinanderzusetzen. Chancengleichheit ist hierbei ein wichtiger Aspekt (mehr dazu im nächsten Absatz). Da die Kinder sich mit ihren eigenen Liedern beschäftigen und sich über diese austauschen, werden zudem musikalische Kompetenzen gestärkt. Die Unterrichtsidee kann sogar komplett für den Musikunterricht angepasst werden. In diesem Fall wird vor allem mit der KI gelernt.

Die ICILS 2023 (eine internationale Vergleichsstudie, welche die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Achtklässler:innen misst) zeigt im Vergleich zum ICILS 2018 einen deutlichen Kompetenzrückgang (Eickelmann et al., 2024). 40% der Befragten erreichen nur sehr rudimentäre und basale computer- und informationsbezogene Kompetenzen. Besonders auffällig ist, dass dieser Wert bei Schüler:innen mit Zuwanderungshintergrund, mit anderen Erstsprachen als Deutsch oder mit Benachteiligung durch soziale Herkunft bei über 50% liegt (Eickelmann et al., 2024). Die dadurch entstehende Spaltung wird als digital Gap oder digitale Kluft bezeichnet. „Digitale Spaltung ist ein multidimensionales Phänomen und hängt mit sozialen Ungleichheiten außerhalb des Internets zusammen.“ (Buchem, 2011, S. 392).
Deswegen haben wir unsere Station so konzipiert, dass sie nicht von den individuellen Lesefähigkeiten der Kinder abhängig ist und so möglichst alle Kinder sich mit dem Thema beschäftigen können. Die Lernumgebung ist mithilfe eines digitalen Buchs über die App Book Creator gestaltet worden. Dieses befindet sich unten zum Download. Die Verwendung von Book Creator bringt den Vorteil, dass alle Texte vertont werden können. Die Kinder können folglich entweder die Texte lesen oder anhören, sodass alle Kinder ungeachtet ihrer Lesekompetenz mitarbeiten können. Gleichzeitig wird auf die heterogenen Lernvoraussetzungen der Schüler:innen eingegangen (Böttinger & Schulz, 2023).

ZeitPhaseGeschehenMedien
5 Min.HinführungInformationen zur KI Suno, Erklärung des Arbeitsauftrages- Lesen oder Anhören von Infotexten iPad, Book Creator, evtl. Sprachausgabe
10 Min.Hinführung Arbeit mit einem Partnerkind: Ideensammlung iPad, Book Creator
15 Min.ArbeitsphaseSchreiben eines Prompts und anschließende Erstellung eines LiedesiPad, KI Suno, Kopfhörer, Book Creator
5 Min.PräsentationAustausch mit einem oder mehreren Partnerkindern zum eigenen SongiPad, KI Suno, Kopfhörer, Book Creator
5 Min.Reflexion Die Kinder reflektieren anhand vorgegebener Fragen den Einsatz der KI SunoiPad, Book Creator, Sprachausgabe

Damit die Kinder die Zeiten selbstständig einhalten können, empfiehlt es sich, Timer zu nutzen.

Für diese Station sind folgende Materialien notwendig: 

  • iPads idealerweise mit Kopfhörern
  • Ausreichend Benutzeraccounts für die KI Suno

Zusätzlich muss auf jedem iPad das passende Book Creator Buch und ein Suno-Account mit ausreichend freien Liedern hinterlegt sein, sodass die Schüler:innen eigenständig arbeiten können. Achtung: Die Kinder sollten in keinem Fall einen eigenen Account erstellen. Es wird empfohlen hier Accounts mit einer Fake-Mailadresse anzulegen und die Webseite nur über schulische Endgeräte zu verwenden.

Die erstellten E-Books für die Station werden außerdem zur Verfügung gestellt und können entweder als PDF oder als ePub (bearbeitbare Version) heruntergeladen werden.

Arbeitsblatt als PPT

Suno-komprimiert-2

1. Einführung in die KI Suno

Abbildung 1: Kind sitzt mit einem IPad am Tisch und guckt sich die Einführung in die KI Suno an (eigenes Foto)

Ziel: Die Schüler:innen verstehen den Aufbau und die Verwendung der KI Suno.

Methode: Lesen oder Anhören des Book Creators.

2. Austausch über mögliche Prompts/kognitive Aktivierung
Ziel: Die Schüler:innen entwickeln eigene Prompts.
Methode: Gespräch mit einem Partnerkind.
Hinweis für Lehrkräfte: Im Book Creator befinden sich, wenn Bedarf bei den Kindern bestehen sollte, erstens Ideen zur Erstellung des Songs und zweitens vorformulierte Prompts. Die KI generiert aber auch mit kürzen Anweisungen wie beispielsweise „ein fröhlicher Hund“ ein Lied.

3. Ausprobieren des KI-Tools

Ziel: Die Schüler:innen erstellen einen oder mehrere Songs und hören diesen für sich alleine an

Methode: Arbeit mit der KI Suno

Hinweis für Lehrkräfte: Je detaillierter der Prompt formuliert ist, desto größer sind die Chancen, dass die eigenen Wünsche erfüllt werden.

Ein Beispielprompt aus unserem Book Creator-Buch lautet: „In dem Song geht es um eine wütende Ente, die ihren großen Teich saubermacht. Die Musik ist schnell, laut und kraftvoll.“

Dies ist der Song ´Die wütende Ente`, den Suno generiert hat:

Abbildung 2: Schülerin erstellt ein Song mithilfe der KI Suno (eigenes Foto)
4. Präsentation 
Ziel: Die Kinder erkennen Unterschiede in den Songs und können ggf. Unterschiede erklären.
Methode: Anhören des Liedes eines Partnerkindes und Gespräch mit diesem.
Abbildung 3: zwei IPads, auf dem einen der Book Creator zu der Station und auf dem anderen die KI Suno (eigenes Foto)

5. Reflexion

Ziel: Die Kinder können die Ergebnisse kritisch einordnen und bewerten den Einsatz der KI Suno.

Methode: Gespräch in Kleingruppen mit vorgegebenen Fragen.

Hinweis für Lehrkräfte: Im Book Creator sind vorformulierte Fragen, mit deren Hilfe sich die Kinder über das Tool und die Nutzung austauschen können. Bei der letzen Frage („Wie fühlt es sich an, wenn eine Maschine/ die KI einen Song aus deinen Ideen erstellt?“) kann auch ein Schwerpunkt auf negative Seiten der KI-Nutzung gelegt werden.

Suno AI ist eine KI zur Erstellung von Musik. Dabei wird oben links in das Feld „Song Description“ eine Beschreibung des Liedes eingefügt. Die KI erstellt auf Grundlage dieses Prompts (die Beschreibung des Liedes) den Text und die dazugehörige Melodie. Auf der rechten Seite werden bereits erstellte Lieder angezeigt. Wichtig ist, dass Suno nicht DSGVO- konform ist und zum Erstellen von Liedern ein Account notwendig ist. Deswegen sollte das Tool nicht auf schülereigenen Geräten verwendet werden. Die Schüler:innen sollen keine eigenen Accounts erstellen und nutzen, sondern durch die Lehrkraft erstellte Fake-Accounts verwenden. Außerdem können pro Account und Tag kostenlos nur zehn Lieder (Suno erstellt pro Auftrag immer zwei Lieder) erstellt werden. Allerdings erhält man 50 Freilieder, wenn man einen neuen Account einlädt. Auch das ZDF hat einen interessanten Artikel über Suno veröffentlicht.

Die Startseite von Suno ist einfach gestaltet. Der Prompt wird in das Textfeld geschrieben und mit dem Klick auf den pink-lila Button wird der Song generiert.

Abbildung 4: Startseite der KI Suno (eigener Screenshot, alle Rechte bei Suno, Inc.)
Abbildung 4: Startseite der KI Suno (eigener Screenshot, alle Rechte bei Suno, Inc.)

Bei der Durchführung ist aufgefallen, dass einige Kinder keine Ideen hatten, worum es in ihrem Lied gehen soll. Deswegen bietet sich ein zusätzlicher Austausch mit einem anderen Kind an, welche Emotionen und Tiere wie behandelt werden sollen. Wenn Kindern das Tippen der Liedbeschreibung schwerfallen sollte, können diese bewusst die Diktierfunktion der iPads nutzen. Auch bietet die KI Möglichkeiten zum mehrsprachlichen Arbeiten, da die KI unterschiedliche Sprachen verarbeiten kann und entsprechend die Lieder auch in verschiedenen Sprachen erstellen kann. Wir empfehlen für die Arbeit Kopfhörer, da es bei uns schon mit fünf Kindern laut gewesen ist. Sollte im Klassenverbund gearbeitet werden und alle Lieder gleichzeitig abgespielt werden, wird es schnell laut. Die Kinder wollten ihre erstellten Lieder auch häufig ihren Klassenkamerad:innen präsentieren, sodass sich vor der Reflexion eine Zeit dafür anbietet.

Böttinger, T. & Schulz, L. (2023). Teilhabe an digital-inklusive Bildungsprozessen – Das Universal Design für Learning diklusiv als methodisch-didaktischer Unterrichtsrahmen. QfI – Qualifizierung für Inklusion. Online-Zeitschrift zur Forschung über Aus-, Fort- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte5(2). https://doi.org/10.21248/qfi.122

Buchem, I. (2011). Diversität und Spaltung. Digitale Medien in der Gesellschaft. In M. Ebner & S. Schön (Hrsg.), Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien: L3T. Epubli. https://doi.org/10.25656/01:8364

Eickelmann, B., Fröhlich, N., Casamassima, G. & Drossel, K. (2024). ICILS 2023 im Überblick. Zentrale Ergebnisse, Entwicklungen über ein Jahrzehnt und mögliche Entwicklungsperspektiven. Waxmann Verlag GmbH. https://doi.org/10.31244/9783830999416

Redaktionelle Überarbeitung: Dr. Lea Schulz

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