
Station 10: Geschichten schreiben mit der SchulKI
Autor:innen: Studierende der Europa-Universität Flensburg
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in unserer digitalisierten Welt und verändert, wie wir leben, arbeiten und lernen. Kinder begegnen KI-Technologien bereits in ihrem Alltag. Sei es durch Sprachassistenten, personalisierte Apps oder Lernprogramme. Deshalb ist es entscheidend, Schüler:innen frühzeitig mit den Grundlagen und Möglichkeiten von KI vertraut zu machen, sie für deren Potenziale und Risiken zu sensibilisieren und ihnen einen reflektierten Umgang damit zu vermitteln.
Aufbau des Projekttages
Die Stationen wurden im Rahmen eines Projekttages zum Thema künstliche Intelligenz entworfen. Die Schüler*innen wurden dafür in Gruppen von drei bis vier Kindern eingeteilt, in denen sie gemeinsam insgesamt sechs Stationen durchlaufen haben. Für jede Station war eine Zeit von 30 Minuten vorgesehen. Jede Gruppe hat außerdem ein Gruppen-iPad erhalten, auf dem die Schüler:innen ihre erarbeiteten Ergebnisse in der Book Creator App festgehalten haben. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass die Stationen im Idealfall ohne Anweisungen der Lehrkraft durchgeführt werden können. Dies wird hier durch die ebenfalls in der Book Creator App erstellten Anleitungen unterstützt.

Ablauf der Station
Die Station „Geschichten schreiben mit KI“ führt Kinder schrittweise an die Nutzung von künstlicher Intelligenz heran. Ziel ist es, Kreativität zu fördern, digitale Kompetenzen zu stärken und die Grundlagen eines sicheren Umgangs mit KI zu vermitteln. Die Kinder arbeiten dabei eigenständig anhand einer klaren Anleitung, während die Lehrkraft unterstützend zur Verfügung steht, aber nicht aktiv in den Prozess eingreift. Der Ablauf ist dabei in drei Phasen unterteilt:
Phase 1: Einführung in KI und Datenschutz
In der ersten Phase lernen die Kinder, was künstliche Intelligenz ist und wie sie funktioniert. Die Anleitung erklärt in einfachen Worten, dass KI-Systeme Informationen verarbeiten und Aufgaben lösen können, z. B. durch das Erstellen von Texten. Parallel wird das Thema Datenschutz behandelt. Hier erfahren die Schüler:innen, warum es wichtig ist, persönliche Daten zu schützen, und welche Informationen sie sicher mit der KI teilen können. Die Regeln für den Umgang mit der Plattform, wie z. B. keine Eingabe persönlicher Daten, werden in der Anleitung klar formuliert.
Phase 2: Erster Umgang mit der KI
In dieser Phase probieren die Schüler:innen die KI-Plattform erstmals eigenständig aus. Sie erhalten über die Anleitung eine schrittweise Einführung in die Funktionsweise der Plattform. Zunächst wird ihnen gezeigt, wie sie ein Thema oder Stichwörter eingeben und die KI eine Geschichte generieren lässt. Ein einfaches Beispiel wird in der Anleitung vorgegeben, das die Kinder nachvollziehen können, bevor sie eigene Themen ausprobieren. Diese Phase ermöglicht es ihnen, die Technik kennenzulernen und erste Erfolgserlebnisse zu sammeln.
Phase 3: Kreatives Arbeiten mit eigenen Ideen
Im dritten Schritt entwickeln die Kinder eigenständig kreative Geschichten. Sie können dabei auf Hilfsmaterialien wie „Ideen-Zettel“ zurückgreifen, die Charaktere, Orte oder Handlungsvorschläge enthalten, oder vollständig eigene Ideen verwenden. Mit den Inspirationen aus der Anleitung geben sie ihre Vorstellungen in den Chatbot ein und lassen daraus Geschichten erstellen. Zusätzlich haben sie die Möglichkeit, die Ergebnisse anzupassen oder eine Fortsetzung zu generieren. Diese Phase fördert das selbstständige Arbeiten und gibt den Schüler:innen Raum, ihre Kreativität zu entfalten. Für schnell arbeitende Kinder gibt es in der Anleitung Vorschläge für Zusatzaufgaben, z. B. das Illustrieren der Geschichten.
Durch diese klar strukturierte und leicht verständliche Anleitung können die Kinder eigenständig und im eigenen Tempo arbeiten. Sie sammeln praktische Erfahrungen mit KI, entdecken neue kreative Möglichkeiten und lernen gleichzeitig den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Werkzeugen. Die Lehrkraft begleitet den Prozess im Hintergrund, um bei Bedarf unterstützend einzugreifen.
Benötigte Materialien
- ein Tablet mit der Anleitung
- ein Tablet pro Kind
- drei Gläser mit den Hilfszetteln
- optional: Kopfhörer
Diklusion
„Diklusion bedeutet die programmatische und systematische Verknüpfung von digitalen Medien im Einsatz für die Umsetzung der Inklusion in der Schule. Die Verschränkung der beiden Themen ermöglicht Chancen der Teilhabe.“
Schulz, 2023
Ziel ist es, durch digitale Technologien Barrieren im Lernprozess abzubauen und Bildung individuell und flexibel zu gestalten. Digitale Tools bieten hierbei Möglichkeiten, den Unterricht an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen und ihre aktive Teilhabe zu fördern (Schulz, 2023).
Die fünf Ebenen der Diklusion
Diklusion entfaltet sich auf verschiedenen Ebenen des Bildungsprozesses (Schulz, 2021):
- Assistive Technologien: Digitale Medien wie Vorlesefunktionen oder Spracherkennungssoftware ermöglichen es Kindern mit besonderen Bedürfnissen, aktiv am Unterricht teilzunehmen.
- Individualisierung: Adaptive Lernprogramme passen sich an die Fähigkeiten, Interessen und das Lerntempo der Schüler*innen an und fördern so personalisierte Lernwege.
- Kollaboration: Digitale Werkzeuge schaffen Plattformen für gemeinsames Arbeiten und unterstützen die Zusammenarbeit in heterogenen Gruppen.
- Unterstützung der Lehrkräfte: Digitale Medien erleichtern die Planung, Differenzierung und Evaluation von Unterricht und entlasten Lehrkräfte.
- Medienkompetenz: Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bereitet Kinder auf eine aktive und reflektierte Teilhabe an der digitalen Gesellschaft vor.
Diklusive Lernumgebung
Die Station ist so gestaltet, dass eine diklusive Lernatmosphäre geschaffen wird, die allen Kindern, unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen, die aktive und selbstständige Teilnahme ermöglicht. Dies gelingt durch eine Kombination aus barrierefreien Zugängen, individuell anpassbaren Aufgaben und einer klaren Struktur.
Die vertonte Anleitung ist ein zentrales Element der Station. Sie erleichtert z.B. Kindern mit Leseschwierigkeiten, Sprachbarrieren oder einer Sehbeeinträchtigung die Arbeit. Unterstützt wird dies durch die einfache Sprache, die alle Schritte leicht verständlich macht. Zusätzlich bietet die genutzte KI-Plattform assistive Funktionen wie Vorleseoptionen, mit denen Kinder die Geschichten anhören können, anstatt sie selbst lesen zu müssen.
Die Station fördert zudem die Individualisierung des Lernprozesses. Jedes Kind kann in seinem eigenen Tempo arbeiten und hat die Wahl, entweder eigene Ideen für Geschichten zu entwickeln oder auf die Hilfszettel als Unterstützung bei der Ideenfindung zurückzugreifen. Schnell arbeitende Kinder haben die Möglichkeit sich mit Zusatzaufgaben wie dem Illustrieren ihrer Geschichten beschäftigen können.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Teilhabe. Die vertonte Anleitung und die intuitive Gestaltung der Plattform ermöglichen es den Kindern, die Aufgaben selbstständig zu bearbeiten, ohne ständig auf die Hilfe der Lehrkraft angewiesen zu sein. Der soziale Austausch wird gefördert, indem die Kinder ihre Geschichten am Ende der Station miteinander teilen und besprechen können. Dabei wird die Vielfalt der Ergebnisse gewürdigt, wodurch die Einzigartigkeit und Kreativität jedes Kindes anerkannt werden.
Verwendete Tools
Book Creator
Book Creator ist eine benutzerfreundliche App, die es Lehrkräften ermöglicht, interaktive und multimediale E-Books für den Unterricht zu erstellen. Mit dieser Plattform können Sie Texte, Bilder, Audio- und Videodateien sowie Zeichnungen integrieren, um individuelle Unterrichtsmaterialien zu gestalten. Schüler*innen haben die Möglichkeit, eigene Projekte umzusetzen, ihre Kreativität auszudrücken und Inhalte auf innovative Weise zu präsentieren.
Die App unterstützt kollaboratives Arbeiten durch Echtzeit-Zusammenarbeit und bietet Funktionen wie eine Vorleseoption, die Texte in verschiedenen Sprachen vorliest und die gesprochenen Wörter hervorhebt. Dies ist besonders für den inklusiven Unterricht von Vorteil. Book Creator ist plattformübergreifend verfügbar und bietet sowohl eine kostenlose Basisversion als auch erweiterte Premium-Funktionen.
Für eine anschauliche Einführung in die Nutzung von Book Creator können Sie sich dieses Video ansehen:
SchulKI
SchulKI ist eine Plattform, die speziell für den schulischen Einsatz entwickelt wurde und Schülerinnen sowie Lehrkräften einen sicheren Umgang mit Künstlicher Intelligenz ermöglicht. Sie bietet Funktionen wie Chatbots, Bildgenerierung und automatische Aufgabenbewertung, um den Unterricht zu bereichern und die Medienkompetenz zu fördern. Durch ihre Datenschutzkonformität und barrierearme Gestaltung wird eine aktive Teilnahme aller Schülerinnen ermöglicht. Mit SchulKI lassen sich kreative Lernprozesse unterstützen, der Unterricht individualisieren und Lehrkräfte entlasten.
Für einen umfassenden Überblick über die Funktionen und Einsatzmöglichkeiten von SchulKI im Unterricht können Sie sich dieses Video ansehen:
Tipps für Durchführung
genug Platz einplanen
Besonders beim Anhören der generierten Geschichten ist es wichtig, dass die Kinder genug Abstand zu ihren Mitschüler:innen haben. Bei zu wenig Abstand ist es möglich, dass die Kinder von den Geschichten der Anderen abgelenkt sind und sich nicht auf ihre eigene Geschichte konzentrieren können. Alternativ können auch Kopfhörer zum Anhören der Geschichten benutzt werden.
gegebenenfalls den Prompt für SchulKI vorbereiten
Besonders bei Schüler:innen, die noch nicht so gut lesen und auf dem Tablet schreiben können, ist es sinnvoll den Prompt bei der SchulKI vorzubereiten, um Zeit zu sparen und um Frustration der Kinder zu verhindern. Der Zeitaspekt ist in der Hinsicht wichtig, dass jede Gruppe an der Station nur 30 Minuten Zeit hat.
Möglichkeit zur Zusammenarbeit geben
Bieten Sie den Kindern die Möglichkeit, während der Station in Partner- oder Gruppenarbeit zusammenzuarbeiten. Das gemeinsame Entwickeln von Geschichten fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch wichtige soziale Kompetenzen wie Teamwork und Kompromissfähigkeit. Dabei können die Kinder ihre Ideen teilen, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam die Eingaben für die KI gestalten. Gerade bei unterschiedlichen Fähigkeiten innerhalb der Gruppe profitieren alle voneinander und erleben den Lernprozess als Gemeinschaftsaufgabe.
Download der Materialien
Literatur
Schulz, Lea (2021): Diklusive Schulentwicklung. Erfahrungen und Erkenntnisse der digital-inklusiven Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenausbildung in Schleswig-Holstein. In: Filk, Christian; Schaumburg, Heike (Hrsg.): MedienPädagogik 41: Inklusive digitale Bildung in schulischen Kontexten. S. 32-54.
Schulz, Lea (2023): Diklusion in der Lehrkräftebildung. Ein Praxisbericht. In: Ferencik-Lehmkuhl, Daria; Huynh, Ilham; Laubmeister, Clara; Lee, Curie; Melzer, Conny; Schwank, Inge; Weck, Hannah; Ziemen, Kerstin (Hrsg.): Inklusion digital! Chancen und Herausforderungen inklusiver Bildung im Kontext von Digitalisierung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, S. 259-271.
Redaktionelle Überarbeitung: Dr. Lea Schulz
Der Beitrag steht unter einer CC-0 Lizenz.
